Weniger Miete zahlen, das möchten viele. Manchen gelingt es auch.

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Wien – Auch 2017 ist keine Entspannung am Wohnmarkt in Sicht: Zu vielen Interessenten steht zu wenig Wohnraum gegenüber. Mit entsprechend steigenden Mieten werden sich aber nicht nur der Immobilienmarkt und die Politik beschäftigen. Auch jene, deren Geschäftsfeld der Mieterschutz ist, haben Hochkonjunktur. Und es entstand eine neue Branche. Die als Vereine organisierten traditionellen Mieterschutzorganisationen bekamen Konkurrenz. Wer davon überzeugt ist, seine Miete sei zu hoch, kann mittlerweile auch private Player konsultieren. Während man bei Ersteren einen Mitgliedsbeitrag entrichtet, agieren jüngere Anbieter nach dem Vorbild der Prozessfinanzierer aus den USA: Sie kassieren nur bei Erfolg.

Fuchs, Checker und Held

"Mietfuchs.at", "mieterunter.at", "mietheld.at" und "mietenchecker.at", sie alle tragen im Namen, dass es ihr Ziel ist, die Miethöhe für Kunden zu reduzieren. Welchen Anteil am Gesamtkuchen sie mittlerweile haben, kann Barbara Walzl-Sirk vom Mieterschutzverband Österreich nicht sagen. Nur so viel: "Natürlich spüren wir die neue Konkurrenz."

Die Eintrittsschwelle ist niedrig. "Mietfuchs.at" etwa wirbt auf Facebook mit Erfolgsbeispielen. Marko W. aus Wien habe demnach in seiner 31 Quadratmeter großen Behausung in einem Jahr und drei Monaten 3.225 Euro zu viel bezahlt. Jetzt zahle er nur noch 220 Euro im Monat und bekomme 3.225 abzüglich 30 Prozent zurück. Wer herausfinden möchte, ob bei ihm alles mit rechten Dingen zugeht, meldet sich mittels Onlineformular an und bekommt nicht viel später Besuch. Die Wohnung wird vermessen, dann wird analysiert – üblicherweise gratis –, ob eine Anfechtung der Miethöhe Erfolg verspricht. Wenn ja, wird dem Betroffenen der Rechtsbeistand für ein Verfahren bei der Schlichtungsstelle oder vor Gericht finanziert.

Rund ein Drittel

Muss der Vermieter tatsächlich Geld an den Mieter zurückzahlen, erhält die jeweilige Firma daran einen Anteil. Bei "mieterunter.at", dem derzeit größten und ersten Portal, das in Österreich in Sachen Mieterschutz startete, beträgt der Standardsatz 30 Prozent. In manchen Fällen werden es auch 40, sagt Steuerberater und Geschäftsführer Christian Pultar. Zum Beispiel wenn die Mietreduktion sehr gering – etwa 30 Euro monatlich – ausfällt. Für "Mieterunter.at" rechne sich die Sache, sagt Pultar, der derzeit mit drei Mitarbeitern rund 600 Verfahren pro Jahr – exklusive der abgelehnten Fälle – abarbeitet: "Solange es Vermieter gibt, die es probieren, haben wir Fälle."

Große Gewinne machen die Anbieter bislang nicht, manche grundeln in der Verlustzone. Auch wenn AK-Mietrechtsexperte Walter Rosifka sagt, dass "marktübliche Mieten in Gründerzeitbauten in der Regel gesetzeswidrige Mieten sind". Die Neuen würden in diesem Segment auf sichere Pferde setzen. Klar sei, dass der Rundumservice der Traditionsanbieter auch bezahlt werden müsse. Bei der Mietervereinigung dominierte etwa 2016 bei den angestrengten Verfahren mit 39 Prozent das Thema Betriebskosten.

Verdorbene Beziehung

Die Rechnung geht aber auch nicht für jeden Mieter auf. Denn wer eine hohe Rückzahlung von mehreren 1.000 Euro bekommt, wäre mit einer jährlichen Gebühr bei einem der Vereine (zwischen 53 und 85 Euro plus Einschreibegebühr) günstiger dran.

Es kann aber auch eine verdorbene Beziehung sein, die durch ein paar Euro kaum aufzuwiegen ist. Priska E. wurde bei "mietfuchs.at" vorstellig. Aus der erhofften Ersparnis von 10.000 Euro wurden 1.300. Priska E. hat davon nichts, denn für "mietfuchs.at" fiel diese Summe unter die Bagatellgrenze. Deswegen wurde sie einbehalten. Für die Mieterin fallen nun zwar 30 Euro weniger Miete an, nur das bis dahin gute Verhältnis zum Vermieter ist arg getrübt. Davon, dass sich das ausgezahlt hat, ist sie nicht mehr überzeugt. (Regina Bruckner, 18.1.2017)