"Wasser" im Theater Drachengasse.

Foto: Andreas Friess

Wien – Menschen wollte Katerina Cerná zeigen. Deshalb hat sie ihre Figuren einfach "Mensch 1" und "Mensch 2" genannt und alles weitere an ihnen unbelassen. Im Theater Drachengasse sind Florentin Groll und Heinz Weixelbraun diese beiden. Wasser heißt das Stück. Aber ebenjenes fehlt, aus den Leitungen summt es nur.

Sauber sind daher die Fetzen, die die beiden zusammenlegen, nicht. Der eine mit zärtlich zu nennender Ruhe, der andere überfordert und zunehmend hektisch. "Was machen wir hier?", fragt er in das kalte Flackern der Neonröhren hinein den Nebenmann. Der wiederum versteht alle Sprachbilder allzu wörtlich: Ist Groll "ungehalten", nimmt Weixelbraun ihn in den Arm. So geraten sie aneinander. Und zueinander.

Katrin Schurich

Das Schöne an einer Sesselreihe, wie dieser verdreckten weißen aus dem billigen Plastik, auf der die beiden sitzen, ist ja, dass man dem anderen alzerlweise näherrücken und wieder Abstand nehmen kann (Regie: Karin Koller). Treffpunkte bieten ebenso Gespräche über die "Matter" und das Glücklichsein. Und die Reparatur einer defekten Waschmaschine.

Herrlich absurde Momente, grundiert von einer Suche nach Kontakt, gelingen dem Darstellerduo dabei. Vor allem Weixelbraun weckt mit seiner verhuscht-verschlagenen Sprechweise Interesse inmitten der tollen bleichen Kulisse von Patrick Bannwart. Warum auch immer gibt es aus ihr – natürlich! – kein Entkommen. So wird die Klaviatur der theatralen Tradition des Absurden bravourös bespielt: eine zeitlose Zeit, ein ortloser Ort, eine Handlung ohne Geschichte, dafür plötzliche Themensprünge, feine Körperkomik, Sprachlust und -verwirrung bis hin zum Kleinkrieg zweier Lautdichter.

Einziger Wermutstropfen der mit viel Gelächter gefeierten Uraufführung: Sie erinnert an ein über eineinviertel Stunden – zwar kurzweilig und liebevoll – ausgestaltetes Schema. Ein Beckett-Bausatz. (Michael Wurmitzer, 17.1.2017)