Ankara/Athen – Irgendjemand muss die Mikrofonrohre jetzt diskret zu Hause haben, vielleicht als Andenken an eine der Saalschlachten während der Debatte um die Verfassungsänderung. Die Mikrofonanlage mit den drei Rohren auf der Rednertribüne des Plenarsaals im türkischen Parlament ist jedenfalls verschwunden, wie Parlamentsmitarbeiter dieser Tage bei Restaurierungsarbeiten während einer kurzen Sitzungspause feststellten.

15.000 Euro soll sie wert sein, eine handliche Waffe zum Zuschlagen, wie eine türkische Zeitung mutmaßte. Die Parlamentsstenografen wiederum wurden durch die Platzierung einer halbrunden Marmorplatte in Hüfthöhe vor hereinstürzenden Abgeordneten geschützt. Ein weicheres Material wäre gleichwohl von Vorteil gewesen.

Knapp vier Stunden ist im Schnitt über jeden der 18 Verfassungsartikel, der Tayyip Erdogan auch offiziell zum mächtigsten Mann der Türkei machen soll, gestritten und gekämpft worden. Oft mit blutigen Nasen und zerrissenen Sakkos. Noch diesen Mittwoch, nach zwei Tagen Unterbrechung, wird die zweite und letzte Lesung beginnen. Dass die regierende konservativ-islamische AKP von Staatschef Erdogan dann erneut eine Dreifünftel-Mehrheit mit Hilfe der rechtsgerichteten MHP erhält, gilt als sicher. Angeblicher Termin für das folgende Referendum: 9. April. (mab, 16.1.2017))