Claudia Reiterer moderierte am Sonntag erstmals"Im Zentrum". >>> Die Sendung zum Nachsehen gibt es hier in der ORF-TVThek.

Foto: tvthek.orf.at/screenshot

Den edlen Zauber des Anfangs – es ist Claudia Reiterers erstes "Im Zentrum" im ORF – beschwert immer auch eine Prise Anspannung. Als wollten die Gäste – Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP), FP-Chef Heinz-Christian Strache, Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und Wifo-Ökonomin Margit Schratzenstaller – der Neuen helfen, bilden sie zunächst eine Skulptur des Zuhörens, die nur nach Aufforderung spricht.

Sehr diszipliniert auch Reiterer; lange mutet Im Zentrum an wie eine Themen trocken abarbeitende Vorstandssitzung. Da fehlt noch Lockerheit. Für Diskussionsleiterinnen – wie etwa Anne Will (ARD), Maybrit Illner (ZDF) und nun Reiterer – geht es immer auch um Balance: ausreden lassen, aber Monologe unterbinden; Themen- und Zeitplan einhalten, Diskussionen jedoch, wo sie aufflammen, zulassen, damit das Publikum nicht einnickt. Bei dieser Kunstform pendelt Reiterer noch zwischen "unscheinbar" und "ruppig eingreifen". Sie fällt Strache schnell harsch ins Wort, der empfindlich – einmal zurecht – darum bittet, Gedanken entwickeln zu dürfen. Später darf er sich in Erregung plaudern, es löst sich die Atmosphäre, wobei der FPÖler im emotionalen Crescendo auf Mitterlehner zielt ("Sie Faymann in Schwarz!").

Der lässt sich wenig gefallen, triezt Strache seinerseits mit Verweisen auf Norbert Hofers glanzvolle Popularitätswerte. Reiterer lässt dies zu, nur einmal patzt sie durch zu schnellen Wechsel Richtung Sicherheitsthema. Wird schon.

Schmerzlich vermisst wurde der Kanzler und der Rest der Opposition. Dies ist womöglich der Absicht geschuldet, durch weniger Gäste für mehr Spannung zu sorgen. Als glanzvoll gelungen kann der Versuch vorerst nicht bewertet werden. (Ljubiša Tošić, 16.1.2017)