Ärztenachwuchs muss warten.

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Wien – Bei der als große Reform gefeierten neuen Turnusausbildung für Jungmediziner ist Ernüchterung eingekehrt, zumindest bei den frischen Absolventen des Medizinstudiums. Denn die Anzahl der Interessenten übersteigt in der Regel die der Ausbildungsplätze. Viele Absolventen müssen sich bereits auf Wartezeiten von bis zu acht Monaten einstellen.

Das wird vom Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) bestätigt, der unter den länderweise organisierten Krankenanstalten der größte Ausbildner ist. Der KAV hat immer rund 1.000 Ärzte in Ausbildung, derzeit zum Großteil im alten System. Auch in Niederösterreich gibt es beträchtliche Wartezeiten, ebenso in Tirol.

Im Getriebe knirscht es vor allem bei der "Basisausbildung", also dem neun Monate dauernden Anfangsblock, den alle Humanmediziner absolvieren müssen – egal ob sie danach Fachärzte oder Allgemeinmedizinier werden wollen.

Beträchtliche Wartezeiten

Da die neue ärztliche Turnusausbildung Mitte des Vorjahrs gestartet wurde, gibt es nun die Ersten, die diese Basisausbildung durchlaufen haben. Bei diesen gibt es keine Wartezeiten, wenn sie in den normalen Turnus überführt werden. Nicht aber bei den nachkommenden fertigen Medizinstudenten. Da gibt es beträchtliche Wartezeiten.

Die Gründe dafür: Der Aufwand für die Spitäler, die Jungspunde einzuschulen, dürfte groß sein. "Das neue System erfordert die Neuorganisation der Rotationen, da durch die Vorgaben zu den verschiedenen Ausbildungsinhalten das Ausbildungsspektrum zum Teil an unterschiedlichen Abteilungen (einer Fachrichtung) absolviert werden muss", heißt es dazu etwas sperrig vom KAV. 70 solcher Stellen hatte der KAV im Vorjahr; österreichweit sind es 1.036. Bei diesen Größenordnungen wird schlagend, dass unter der scheidenden Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) im Vorjahr 50 Turnusplätze einfach gestrichen wurden.

Die Jungärzte sollten sich am Anfang ihrer Berufslaufbahn nicht zu sehr auf ein Spital oder einen Ausbildungsweg kaprizieren, sagt Turnusärzte-Sprecher Karlheinz Kornhäusl. In Spitälern auf dem Land ist die Situation nämlich oft anders; dort werden Ärzte für die Basisausbildung schnell genommen. Allerdings muss schon da eine Entscheidung getroffen werden, welcher Weg künftig eingeschlagen werden soll und das Ausbildungsspital dafür die Voraussetzungen aufweist. Denn die Facharztausbildung dauert dann nochmals 63 Monate. (Johanna Ruzicka, 16.1.2017)