Wie kommt das eingenommene Bargeld möglichst sicher und günstig auf das Geschäftskonto? Für manche kleinen Händler werden die Kosten der Kartenterminals und des Umgangs mit Barem zunehmend belastend.

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Wien – Ausreichend Wechselgeld, Münzrollen beschaffen und die Tageslosung sicher zur Bank bringen – Bargeldmanagement ist für kleine Händler mitunter nicht nur zeitraubend, sondern auch kostspielig. Geschäftsinhaber berichten von Kostensteigerungen einiger Geldhäuser für die Geldannahme zur Jahreswende, welche die Ertragslage belaste. Andere stören sich mehr an den Kosten für die Beschaffung von Münzrollen und am Filialsterben bei den Banken.

"Es sind immer wieder versteckte Kosten, die anfallen. Das ist generell ein Problem, nicht nur bei Bargeld, sondern auch bei der Plastikkarte", beklagt Andreas Schiefer, Bundesobmannstellvertreter der Tabaktrafikanten, die zunehmende Gebührenbelastung. Er verweist auf die Besonderheiten seiner Branche, die höhere Kosten kaum an Kunden weitergeben könne, da 90 Prozent der Verkaufspreise vorgeschrieben seien.

Kosten knabbern an Marge

Höhere Gebühren oder das Disagio von Bankomat- und Kreditkarten würden an der Bruttomarge von elf bis zwölf Prozent knabbern, die 2005 noch bei 15 Prozent gelegen sei. In Trafiken werden laut Schiefer trotz eines sukzessiven Anstiegs der Kartenzahlungen noch 80 bis 85 Prozent der Käufe in bar beglichen. "Irgendwie muss ich das Geld dann auch zur Bank bringen", sagt er und rät allen Händlern dazu, über die Kosten mit der Bank zu verhandeln. Bald wird es aus seiner Sicht günstiger, sich einen Tresor in Geschäftslokalen von einer Firma installieren zu lassen, die sich um Abholung und Gutschrift des Bargelds kümmert. Die Verkäufer könnten bloß Geld einwerfen und hätten dann keinen Zugriff auf den Safe, weshalb diese Lösung auch überfallssicher sei.

Ein Unternehmen, das diese Dienstleistung anbietet, ist Geldservice Austria, eine 95-prozentige Tochter der Oesterreichischen Nationalbank. Diese Einzahlungsterminals in Tresorform würden das eingeworfene Bargeld automatisch prüfen und zählen. "Das wird am Ende des Tages in Zusammenarbeit mit der Hausbank auf dem Konto gutgeschrieben", erklärt Prokurist Werner Kral. Alternativ würden auch versiegelbare Einwegtaschen, sogenannte "Safebags", für die Abholung der Erlöse angeboten. Eine fixe Preisliste gebe es nicht. "Wir suchen nach Lösungen, darum machen wir nur Einzelkalkulationen", betont Kral.

Teure Münzrollen

Für Martina Gartner, Trafikantin in Wien-Donaustadt, sind neben Schließungen der Bankfilialen die Kosten für den Umgang mit Münzgeld ein Ärgernis. Sie zahlt 20 Cent je Münzrolle, die den Banken derzeit von der Geldservice Austria um vier Cent je Rolle angeboten werden. Bis 2019 soll der Preis auf acht Cent ansteigen. Zudem beklagt Gartner, dass es nicht möglich sei, auf ihrem Bankomatterminal Kreditkarten sperren zu lassen, die mit höherem Disagio belastet würden.

Der Händler entscheide bewusst, welche Kartenart er akzeptieren möchte, heißt es dazu von Six Payment Services, früher Paylife. Kreditkarten seien grundsätzlich teurer als Bankomatkarten, dies sei von der EU-Gesetzgebung so vorgegeben. Michael Borufka von der Buchhandlung Hasbach in der Wiener Innenstadt kosten die Abzüge durch Bankomat-und Kreditkarten jedes Jahr "ein paar Tausend Euro" zuzüglich 300 bis 400 Euro für die Kontoführung. "Es läppert sich", sagt Borufka. Die Kosten für Bareinzahlungen der Tageslosung hat er auf drei Euro herunterverhandelt.

Verhandeln als Lösung

Aus der Raiffeisen-Holding NÖ Wien heiß es auf Anfrage, dass die Gebühren ihrer Bargeldservices "grundsätzlich nicht" verhandelbar seien. In Wien würden unverändert zwölf Euro für eine Tageslosung zwischen 5000 und 10.000 Euro anfallen, die aufgrund des Vieraugenprinzips von zwei Mitarbeitern gezählt werden müsste. Bei Verwendung eines Geldzählers würden zwei Prozent des Betrags anfallen. Die Erste Bank verrechnet pro versiegelte Einwegtasche 3,81 Euro zuzüglich 0,068 Prozent Zählgebühr. Die Kosten für die Nutzung von Einzahlungsautomaten würden vom Kontopaket abhängen. Die Bank Austria fordert für die "Bargeldmanager" in Selbstbedienungszonen zwei Euro, dies könne aber nach individueller Vereinbarung variieren.

Die Kosten für Bargeldmanagement seien zwar nicht dominierendes Thema, es gebe aber immer wieder Anfragen, sagt Iris Thalbauer von der Sparte Handel der Wirtschaftskammer. Dabei zeigt sie Verständnis für Banken, die ihre Kosten decken müssten, stellt aber klar: "Aus Sicht des Handels ist das unerfreulich." Auch ihr Lösungsansatz lautet: verhandeln. (Alexander Hahn, 16.1.2017)