Die Skelette von Dogge und Chihuahua veranschaulichen die erstaunliche Bandbreite der Hundeanatomie.

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Kleine Hunde haben es nicht immer leicht im Leben. Dafür dauert es im Normalfall um einiges länger als das ihrer großen Artgenossen.

dpa

New Orleans / Wien – Von allen lebenden Landwirbeltieren weist der Haushund die größte Variabilität in Körpergröße und Körperbau auf. Die größten Hunderassen (wie Bernhardiner) erreichen eine Stockhöhe von rund 90 Zentimetern, während die kleinsten (wie Chihuahuas) gerade einmal 20 Zentimeter hoch werden.

Eine recht große Spannbreite gibt es auch bei der Lebenserwartung, die sich freilich etwas überraschend verteilt: Während bei den Säugetieren die größeren Arten tendenziell älter werden als die kleinen, sterben bei Canis lupus familiaris die Vertreter größerer Rassen im Normalfall deutlich früher als die kleinen: Dackel können bis zu 20 Jahre alt werden, Deutsche Doggen erreichen hingegen nur in Ausnahmefällen ihren zehnten Geburtstag.

Der 2013 ermittelte statistische Zusammenhang zwischen Größe und Lebenserwartung bei Canis lupus familiaris.
Foto: Current Biology

Die Forschung fahndet bereits seit Jahren nach den Gründen für diese unerklärlichen Unterschiede. 2013 etwa kam ein Forscherteam zum Schluss, dass große Hunderassen schneller altern würden. Dieser Befund verschiebt indes nur die Frage: Warum altern kleine Hunde langsamer?

Zwei mögliche Erklärungen

Einen Unterschied könnte der insulinähnliche Wachstumsfaktor 1 (IGF-1) machen, der bei kleineren Hunden sparsamer zum Einsatz kommt, was nicht nur das Wachstum, sondern auch das Altern bremsen dürfte. Einer anderen möglichen Erklärung sind Josh Winward und Alex Ionescu (Colgate University im Bundesstaat New York) nachgegangen: einem höheren oxidativen Stress bei den großen Hunderassen, der die Zellen schädigt und so das Leben verkürzt.

Für ihre Studie, die sie dieser Tage beim Jahrestreffen der Society for Integrative and Comparative Biology in New Orleans präsentierten, nahmen die beiden Forscher 80 Gewebeproben von Welpen und ausgewachsenen Hunden, und zwar sowohl von sehr großen wie auch sehr kleinen Hunderassen. Dabei konzentrierten sie sich auf Stoffwechselprodukte, die auf erhöhten Zellstress durch aggressive Moleküle wie Freie Radikale hindeuten.

Radikale Unterschiede bei den Welpen

Die Untersuchungen brachten zunächst eine Überraschung. Denn beim Gewebevergleich zwischen den verschiedenen ausgewachsenen Hunden gab es im Hinblick auf die reaktiven Moleküle nur einen bemerkenswerten Unterschied: Große Hunde wiesen mehr Gluthation auf, das gegen die Freien Radikale wirkt – und eher lebensverlängernd.

Der Vergleich bei den Welpen fiel freilich ganz anders aus, so die US-Wissenschafter, die bei jungen Doggen etwa extrem viele schädliche Freie Radikale diagnostizierten. Das dürfte wiederum daran liegen, dass sie in sehr kurzer Zeit viel an Größe und Gewicht zulegen, was wiederum viel oxidativen Stress erzeugt. Die großen Hunderassen büßen also allem Anschein nach im Erwachsenenalter, dass ihre Zellen schon in den ersten Lebensmonaten Schäden davon getragen haben. (tasch, 13.1.2017)