Als ich noch klein und UdSSR-Bürgerin war. Da war schon die Welt für das minderjährige Oktoberkind mit jüdischem Nachnamen, der allerhand Ärger einbrachte, bevor ich ihn überhaupt als jüdisch begriff, nicht in Ordnung.

Trotz Lenin-Paraden und Blumenniederlegungen an den bronzenen Schuhen diverser übergroßer kommunistischer Heilsfiguren in ihren postrevolutionär gebieterisch-optimistischen Posen. Trotz täglicher Rückbestätigung, wie unglaublich super wir (zwar ohne Bananen, aber immerhin ab und zu mit Gurken!) es nicht hatten. Trotz der Lobgesänge auf strahlende Zukunft, florierende Wirtschaft, auf das nach längerer Produktionsunterbrechung doch noch in die Geschäfte gelieferte Klopapier.

Das vorsichtige, manchmal beinahe paranoide Verhalten vieler Erwachsener – vor allem jener mit Geheimnissen, wie dem illegalen Hören von verbotenen Radiosendern, war noch als Kind spürbar. Oder jener, die trotz aller gut gemeinten Warnungen dieses Staatsverbrechen begingen: Besitz der Bibel oder der Beatnikliteratur. Jener, die Dissidenten kannten, diese womöglich noch zu sich nach Hause einluden, solche, die es wagten, politisch abweichender Meinung anzuhängen.

Diese Sorge vor ungesunden Geheimnissen, die, einmal Pandoras Box entkommen, Unheil über unzählige Familien bringen konnten. Die Erinnerungen an diese Zeit, die von mir nur während eines Kindheitsabschnittes gestreift wurde, feiern fröhliche Urständ, wenn ich in internationale Zeitungen blicke und dort plötzlich das sattsam bekannte Wörtchen "Kompromat" auftaucht. Wenn ich "Russia Today" ansehe, das nicht viel anders klingt als die offiziellen Propagandaschleudern der UdSSR.

Zwar hätte ich es mir im Traum nicht vorstellen können, dass diese Erinnerungen an Kompromat-Sorgen sich jemals mit Frank Zappas "Bobby Brown", mit den dort thematisierten Tower of Power und Golden Shower, paaren könnten. Aber Trump macht's möglich. Wenn es nicht brandgefährlich wäre, würde ich das als exquisiten Witz der Geschichte betrachten. (Julya Rabinowich, 14.1.2017)