Sensorendaten üblicher Smartwatches können eine Erkrankungsprognose bis zu drei Tage im Voraus ermöglichen.

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Wearables sind mit einer immer größeren Anzahl an Sensoren ausgestattet. Sie erfassen unsere Herzfrequenz, die Temperatur unserer Haut und den Anteil an Sauerstoff in unserem Blut. Wie Forscher nun herausgefunden haben, können sie uns auch verraten, wenn man krank wird – Tage bevor man es spürt.

Idee durch Selbstversuch

Der Erkenntnis liegt ein ungeplanter Selbstversuch des Projektleiters Michael Snyder von der Stanford University zugrunde, berichtet New Scientist. Er registrierte über seine smarte Uhr einen schnelleren Herzschlag, erhöhte Hauttemperatur und einen Abfall des Sauerstoffgehalts in einem Blut, obwohl er sich nicht krank fühlte. Er vermutete, dass er sich durch einen Zeckenbiss auf einer Reise mit Lyme-Borreliose infiziert haben könnte.

Als schließlich leichtes Fieber einsetzte, ließ er sich ein gegen den Erreger wirkendes Antibiotikum verabreichen. Seine Symptome verschwanden innerhalb eines Tages, nachträgliche Untersuchungen bestätigten die Selbstdiagnose.

Vielversprechende Tests

Mittlerweile hat man Tests mit 40 Freiwilligen durchgeführt, die bis zu zwei Jahre lang mit einer Smartwatch ausgestattet wurden, welche kontinuierlich Puls und Hauttemperatur aufzeichnete. Sie kamen zu der Schlussfolgerung, dass eine mehr als zweistündige Erhöhung beider Werte über den üblichen Basiswert des Trägers hinaus ein starkes Anzeichen für eine sich anbahnende Erkrankung sei.

Messbare seien solche Abweichungen schon bis zu drei Tage bevor die ersten Symptome spürbar werden. Solche Vitalzeichen durchgehend zu erfassen sei nach Snyders Ansicht sinnvoller, als nur Momentaufnahmen durch einen Arzt durchführen zu lassen.

Algorithmen sollen warnen

Die Wissenschaftler wollen nun Algorithmen entwickeln, die Alarm schlagen, wenn der Träger eines Wearables krank zu werden droht. "Ich denke, Smartwatches werden künftig in der Lage sein, Bescheid zu geben, bevor man krank wird oder eine Krankheit zu bestätigen, wenn man sich etwas unwohl fühlt." Die Forschungsergebnisse sind bei PLOS Biology einsichtig.

Pro und Contra

Bei der Australian Digital Health Agency begrüßt man die Ergebnisse. Hier hofft man vor allem, aufgrund des Zeitvorsprungs präventiv eingreifen zu können, bevor jemand ernsthaft erkrankt. Allerdings müssten Ärzte auf das Risiko von Fehlalarmen und die korrekte Handhabe der Geräte durch ihre Patienten achten.

Beim Royal Australian College of General Practicioners warnt man hingegen vor problematischen Nebenwirkungen der Technologie. Schon heute kämen Leute oft bereits zum Allgemeinarzt, weil sie eine Schwellung entdecken oder sich etwas unwohl fühlen. Unerklärliche Werte auf der Smartwatch könnte die sorgenbedingte Last weiter erhöhen. Dazu könne auch eine Früherkennung manche Krankheiten, wie einen Grippe, nicht abwenden. (red, 13.01.2017)