NGC 4707

In den vergangenen Wochen war das Hubble-Team besonders fleißig und hat über die am Weltraumteleskop beteiligten Organisationen NASA und ESA eine ganze Reihe von Bildern veröffentlicht. Im Fokus stand dabei die Vielfalt des kosmischen Galaxiengartens.

Hier im Bild sehen wir beispielsweise die 22 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie NGC 4707 im Sternbild der Jagdhunde, die erstmals 1789 von Wilhelm Herschel gesichtet wurde. Man sieht es ihr selbst auf diesem detailscharfen Bild kaum an, aber NGC 4707 ist eine echte Spiralgalaxie. Die typischen Strukturen einer Spiralgalaxie sind bei ihr allerdings nur schwach ausgeprägt: Die Arme sind kaum ausgebildet, und der zentrale "Bulge" ist entweder sehr klein oder nicht vorhanden, wodurch NGC 4707 eher wie eine Galaxie vom irregulären Typ aussieht. Die blauen Zonen auf dem Bild zeigen Regionen an, in denen gerade neue, helle Sterne entstehen.

Foto: ESA/Hubble & NASA

NGC 4388

Im Sternbild der Jungfrau werden Astronomen besonders leicht fündig – dort befindet sich unter anderem der gigantische Virgo-Cluster, dem zwischen 1.300 und 2.000 Galaxien angehören dürften. Eine davon wurde hier mit Hubbles Wide Field Camera 3 herausgegriffen: Sie führt nämlich vor, dass es nicht ohne Folgen bleibt, wenn man Teil einer kosmischen Großstruktur ist.

Die etwa 60 Millionen Lichtjahre von uns entfernte Galaxie NGC 4388 präsentiert sich als eigentümliche Hybridform: In ihrem Inneren kann man zwei von großen "Staubstraßen" durchzogene Arme ausmachen – typisches Merkmal einer Spiralgalaxie, als welche sie auch klassifiziert ist. Mit ihrer glatten Außengrenze ähnelt sie jedoch eher einer elliptischen Galaxie.

Laut dem Goddard Space Flight Center der NASA befindet sich NGC 4388 in einem anhaltenden Transformationsprozess, da andere Galaxien des Clusters ständig gravitativ auf sie einwirken. Als sogenannte Seyfertgalaxie verfügt sie zudem über einen sehr hellen Kern und ist deshalb eine der leuchtstärksten Galaxien im Virgo-Cluster.

Foto: ESA/NASA

NGC 4696

Wirklich eine elliptische Galaxie ist NGC 4696, 150 Millionen Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild des Zentauren gelegen. Sie ist das hellste Mitglied eines weiteren Galaxienhaufens, des Centaurus-Clusters.

NGC 4696 ist von einem ganzen Schwarm an Zwerggalaxien umgeben. Was sie jedoch zu einer kosmischen Seltsamkeit macht, sind die rankenartigen Strukturen, die von Hubble nun detailschärfer als je zuvor festgehalten werden konnten. Die dunklen Filamente aus Gas und Staub, die sich hier vom hellen Kern der Galaxie nach außen und dann wieder einwärts winden, haben einen Durchmesser von jeweils etwa 200 Lichtjahren.

Ein sehr aktives supermassereiches Schwarzes Loch im Kern der Galaxie dürfte das Gas in den umgebenden Regionen aufheizen und nach außen treiben. Das Magnetfeld der Galaxie formt die Materialströme dann zu diesen Strukturen.

Foto: NASA, ESA/Hubble, A. Fabian

IRAS 14348-1447

Was hier wie ein bläulicher Einzeller aussieht, der durchs Plankton schwimmt, ist das Ergebnis einer kosmischen Kollision: In der stolzen Entfernung von über einer Milliarde Lichtjahre sind hier zwei ehemalige Spiralgalaxien aneinandergeraten und haben durch gravitative Wechselwirkung so aneinander gezerrt, dass sie die alte Struktur verloren haben und zu diesem irregulär geformten Gebilde verschmolzen sind.

Das Produkt der Fusion, aufgenommen durch Hubbles Advanced Camera for Surveys, trägt die Bezeichnung IRAS 14348-1447 und ist eine sogenannte Infrarotgalaxie. Das bedeutet, dass sie im Infrarotbereich mehr Energie abstrahlt als auf allen anderen Wellenlängen zusammengenommen. Bei dieser extremen Galaxie werden sogar 95 Prozent aller Energie im Bereich des fernen Infrarot ausgestrahlt.

Foto: ESA/Hubble & NASA

IC 5201

"Wiederentdeckt" hat Hubble diese Galaxie im Sternbild des Kranichs, die erstmals im Jahr 1900 vom Astronomen Joseph Lunt aus Südafrika gesichtet worden war. IC 5201 ist etwa 40 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und im Gegensatz zum vorigen Beispiel IRAS 14348-1447 sehr regelmäßig geformt.

Es handelt sich bei ihr um eine sogenannte Balkenspiralgalaxie. Das bedeutet, dass sich vom Zentrum aus ein gerades Band von Sternen nach zwei Seiten erstreckt, an dessen Enden dann die Spiralarme ansetzen. Bei etwa zwei Drittel aller bekannten Spiralgalaxien wird der Kern auf diese Weise "durchschnitten" – auch bei unserer Milchstraße ist dies der Fall.

Foto: ESA/Hubble & NASA

NGC 248 in der Kleinen Magellanschen Wolke

Zum Abschluss noch ein Blick in unsere kosmische Nachbarschaft: Die Kleine Magellansche Wolke ist eine irregulär geformte Zwerggalaxie, die nur etwa 200.000 Lichtjahre von der Milchstraße entfernt ist. (Zur Einschätzung von "Klein" und "Zwerg-": Sie enthält immerhin noch einige 100 Millionen Sterne.)

Hier hat Hubble auf den 60 mal 20 Lichtjahre großen Emissionsnebel NGC 248 fokussiert, der im Inneren der KMW liegt. Genau genommen handelt es sich sogar um zwei Nebel, die aber so eng verbunden sind, dass sie eine gemeinsame Bezeichnung tragen. Helle Sterne im Inneren dieser Nebel bringen den umgebenden Wasserstoff zu diesem rosa Leuchten.

Die KMW und ihre größere Schwester, die Große Magellansche Wolke, wurden stets als Satellitengalaxien der Milchstraße betrachtet, die in einem Orbit um sie kreisen. In jüngster Vergangenheit haben dies jedoch immer mehr Astronomen angezweifelt: Es verdichten sich die Hinweise, dass es sich um zwei vorbeiziehende Kleingalaxien handelt, die wir zufällig in der Phase ihrer größten Annäherung miterleben können. Selbst wenn sie sich von der übermächtigen Milchstraße wieder lösen sollten, bleiben sie aber gezeichnet: Die Schwerkrafteinwirkung unserer im Vergleich riesigen Heimatgalaxie hat ihre frühere Form unwiderruflich zerstört. (jdo, 15. 1. 2017)

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Hubble-Site

Foto: NASA, ESA, STScI, K. Sandstrom (University of California, San Diego) und das SMIDGE-Team