Bild nicht mehr verfügbar.

Tränenreicher Auftritt: US-Präsident Barack Obama verlieh seinem Vize Joe Biden die höchste zivile Auszeichnung der USA.

Foto: Reuters / Yuri Gripas

Washington – Der scheidende US-Präsident Barack Obama hat seinen Vize Joe Biden mit der Freiheitsmedaille geehrt und ihn damit zu Tränen gerührt. Biden sei der beste Vizepräsident, den die USA jemals gehabt hätten, sagte Obama bei einer Pressekonferenz, die als Abschiedsveranstaltung Bidens aus dem Weißen Haus gedacht war.

In einer emotionalen Ansprache nannte Obama seinen 74-jährigen Stellvertreter einen "außergewöhnlichen Mann", in dem er "in den vergangenen acht Jahren einen aufopfernden und effektiven Partner für unseren gemeinsamen Fortschritt" gehabt habe. Anschließend verlieh er ihm offensichtlich unangekündigt die höchste zivile Auszeichnung. Biden reagierte überrascht und sehr bewegt und wischte sich mehrmals Tränen aus dem Gesicht.

Verleihung in etwa ab 14:00 min.
The White House

Obama und Biden sind enge Freunde und Verbündete. In den vergangenen acht Jahren hat sich zwischen ihnen eine Freundschaft entwickelt, die über das Amtsverhältnis hinausgeht. Als Bidens Sohn Beau 2010 einen Schlaganfall erlitt, bot Obama seinem Vize finanzielle Unterstützung an, damit sich dieser die Behandlung leisten könne, ohne sein Haus zu verpfänden. Als Beau 2015 an Krebs starb, hielt der Präsident eine emotionale Trauerrede.

Biden über Trump-Dossier verwundert

Zuvor hatte Biden sich zu den jüngsten Berichten geäußert, dass die Kampagne des designierten Präsidenten Donald Trump im Wahlkampf mit Russland zusammengearbeitet habe. Er sei "überrascht", dass ein von einem privaten Sicherheitsdienst erstelltes Dossier über angebliche Verbindungen des Wahlkampfteams zu Moskau und eine mögliche Erpressung Trumps durch den russischen Geheimdienst tatsächlich von US-Behörden überprüft werde. Er selbst und Präsident Obama seien im Sommer mit den Inhalten des Dossiers konfrontiert worden. Das sei den Geheimdiensten wichtig erschienen, um zu vermeiden, dass die beiden überraschend von der Presse damit konfrontiert würden. Sie hätten dem Bericht aber wenig Bedeutung zugemessen.

Bis Mittwoch hatten die großen Medienorganisationen das Dokument aber nicht veröffentlicht, weil die darin erhobenen schweren Vorwürfe gegen Trump teils unüberprüfbar und in anderen Teilen falsch waren. Der mutmaßliche Verfasser des Werks, ein früherer britischer Geheimdienstagent, hatte bisher aber als äußert gewissenhaft und gut vernetzt gegolten. Das wird auch als Grund dafür angenommen, dass die US-Geheimdienste den Vorwürfen trotzdem weiter nachgehen.

Zugleich kritisierte Biden auch Trump heftig. Dessen Angriffe auf die Geheimdienste seien schädlich für die Sicherheit des Landes und die Stellung der USA in der Welt. Diese Rhetorik gehe "vor allem mit dem russischen Narrativ überein, Amerika wisse nicht, was es tue". Trump hatte das Vorgehen der US-Geheimdienste – von denen das umstrittene Dossier nicht stammt – via Twitter in die Nähe Nazi-Deutschlands gerückt. "Die eine Sache, die man nie machen sollte, ist, Nazi-Deutschland ins Feld zu führen, unabhängig von den Umständen", sagte Biden. (red, APA, 13.1.2017)