Berlin/Ankara – Der deutsch-türkische Islamverband Ditib hat einem Zeitungsbericht zufolge bestätigt, dass Imame des Verbands Informationen über Anhänger des Predigers Fethullah Gülen nach Ankara geschickt haben.

Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga sagte der "Rheinischen Post" vom Donnerstag: "Die schriftliche Anweisung des türkischen Religionspräsidiums Diyanet war nicht an die Ditib gerichtet, trotzdem folgten dem einige wenige Ditib-Imame fälschlicherweise." Gülen gilt in der Türkei als Staatsfeind.

"Wir bedauern die Panne zutiefst und haben diesbezüglich auch mit Diyanet gesprochen", sagte Alboga. Zuvor hatten Medien berichtet, Imame des Islamverbands hätten angebliche Anhänger der Gülen-Bewegung in Deutschland bespitzelt. Das türkische Religionspräsidium hatte laut den Berichten eine entsprechende Aufforderung an alle Auslandsvertretungen der Türkei geschickt.

Linke fordern Ausweisung von "Ditib-Agenten"

Die Linken-Migrationsexpertin Sevim Dağdelen forderte eine Ausweisung der "Ditib-Agenten". Ditib agiere als verlängerter Arm des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in Deutschland, sagte Dağdelen. "Die Bundesregierung und die Landesregierungen machen sich mitschuldig an der Verfolgung von Andersdenkenden in Deutschland, wenn sie an der Kooperation mit dieser politischen Außenstelle Ankaras festhalten."

Der religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, forderte die Ditib auf, bei der Bundesanwaltschaft Angaben über die Beteiligten an der Spitzelaffäre zu machen. "Der Erklärungsversuch 'Panne' ist angesichts der Abhängigkeit der Ditib von der Diyanet in Ankara und der Rolle der türkischen Botschaft und der Generalkonsulate bei der Steuerung des Verbands und seiner Gliederungen in Deutschland wenig glaubwürdig", sagte Beck. (APA, 12.1.2017)