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"Ich bin ganz Ohr."

Foto: APA/EPA/Boris Roessler

New York – Menschen sprechen mit einem Hund häufig wie mit einem Baby: Sie wechseln in eine höhere Tonlage und reden besonders deutlich, berichtet ein Forscherteam in den "Proceedings B" der britischen Royal Society. Was Welpen betrifft, ist das sogar die richtige Taktik: Sie reagieren auf eine derartige Ansprache besonders aufmerksam. An erwachsene Hunde kann man sich hingegen getrost auf eine erwachsene Weise wenden, zeigte die Studie.

Das Experiment

Das Team um Tobey Ben-Aderet von der City University in New York hatte 30 Frauen Bilder von Welpen, ausgewachsenen und alten Hunden gezeigt und sie gebeten, sich mit einem typischen Satz an die virtuellen Gefährten zu wenden. Etwa mit: "Hallo, Süßer, komm her, guter Junge, so ist's fein." Die Forscher zeichneten das Gesagte auf, um die Sprachmerkmale später analysieren zu können.

Es seien keine echten Hunde eingesetzt worden, weil die Interaktion der Tiere mit den Versuchspersonen die Analyse der Sprachmerkmale erschwert hätte, erklären die Forscher. Im zweiten Teil des Versuchs wurden dann Hunden unterschiedlichen Alters die Aufnahmen vorgespielt.

Ergebnisse

Es zeigte sich, dass die Versuchspersonen Hunde aller Altersstufen so anredeten wie klassischerweise Babys, bei Welpen war die Stimmlage dabei besonders hoch. Und es waren später auch vor allem die Welpen, die auf das kindgerechte Gesäusel aufmerksam reagierten. Sie wendeten sich rascher den Lautsprechern zu, näherten sich ihnen schneller und widmeten ihnen länger ihre Aufmerksamkeit als ältere Hunde.

Die älteren Hunde hingegen sprangen auf die Babysprache nicht verstärkt an. Womöglich hätten sie im Laufe ihres Lebens gelernt, menschliche Laute, die nicht direkt von ihrem Herrchen oder Frauchen kommen, weitgehend zu ignorieren, schreiben die Wissenschafter.

Interpretationen

Warum aber säuseln Hundefreunde trotzdem auch ältere Tiere in hoher Tonlage und mit deutlicher Aussprache an? Die Forscher vermuten, dass dies ein genereller Impuls ist, wenn es darum geht, sich mit Tieren zu verständigen, da diese mehr auf Intonation und Rhythmus des Gesprochenen und weniger auf den Inhalt reagieren. Und es müssen nicht einmal Tiere sein: Eine solche Sprechweise werde ganz allgemein dann genutzt, wenn man es mit einem Gegenüber zu tun hat, das nicht sprechen kann oder die Sprache nur schlecht versteht.

Der Anblick eines Welpen verstärke diesen Impuls freilich noch – entsprechend dem Kindchen-Schema, welches besagt, dass der Anblick kindlicher Proportionen und Gesichtszüge ein Schutz- und Versorgungsverhalten in uns auslöst. (APA, red, 15. 1. 2017)