Wasser gibt es am Attersee genug. In der Nähe soll ein Reservoir für die Abfüllung von Mineralwasser angezapft werden.

Foto: archiv

Wien – Wenn es um das Thema Wasser geht, reagiert Österreich tendenziell sensibel. Wenn auch noch private Unternehmen in die Vermarktung einsteigen, umso mehr. Und wenn der Grundbesitzer dazu noch staatlich ist, dann kann das durchaus die Gemüter erhitzen. Diese Konstellation zeichnet sich derzeit am Attersee ab. Die handelnden Organisationen: Die Österreichischen Bundesforste als Grundbesitzer, eine Wiener Gesellschaft namens Vivida als Betreiber und die Gemeinde Steinbach am Attersee, in deren Ortsteil Weißenbach eine Mineralwasserabfüllanlage errichtet werden soll.

Vivida-Chef Herbert Hofbauer träumt seit 15 Jahren von einer "kleinen aber feinen" Mineralwasserproduktion im Salzkammergut. Vorerst hält er sich aber noch mit Aussagen zurück, liege doch noch keine Genehmigung für sein Vorhaben vor. Die Bundesforste sind mit im Boot, wie der Staatsbetrieb bestätigt. Die Eckdaten: Auf vorerst einem Hektar, in der letzten Ausbaustufe auf drei Hektar, sollen bis zu fünf Liter in der Sekunde abgefüllt werden. Skeptiker haben sich auch schon formiert, sie befürchten mehr Lkw-Verkehr und die Rodung von Wald in einer der "unberührtesten Täler des Salzkammerguts", wie es heißt.

Unser Wasser

Von einem ökologisch sensiblen Gebiet könne keine Rede sein, ist die andere Seite überzeugt: "Das Vorhaben befindet sich in einem Wirtschaftswald direkt an der Bundesstraße in Nachbarschaft zu einem Betonwerk", erklärt der Leiter für das Geschäftsfeld Wasser bei den Bundesforsten, Robert Nusser. Die Fläche sei weder landschaftlich noch naturschutzrechtlich geschützt und werde forstwirtschaftlich ohne Einschränkungen genutzt.

Zudem wird versichert, dass nur die Nutzungsrechte verkauft werden: "Es handelt sich nach wie vor um unser Wasser", so Nusser. Die Gemeinde selbst habe die Gegend zum "Hoffnungsgebiet" für gewerbliche Tätigkeiten erklärt, betont auch Hofbauer. Er hofft, dass Steinbach seinem Antrag zustimmen wird. Das Projekt will er noch Ende Jänner dem Gemeinderat vorstellen.

Vorreiter Hallstein

Die Bundesforste haben schon etwas Erfahrung mit derartigen Projekten gesammelt. Auf ihrem Grund hat der frühere Investmentbanker Karlheinz Muhr, der als Vertrauter von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser in der Causa Buwog eine kleine Rolle spielte, über das Vehikel Alpine Water in Obertraun eine Abfüllanlage errichtet. Das Dachsteinwasser soll in die USA und andere Märkte exportiert werden. Nach einigen rechtlichen Querelen wird das Wasser als Hallstein Water vermarktet.

Ursprünglich hatte Alpine Water die Bezeichnung Hallstatt angestrebt, worauf der gleichnamige Ort prompt eine Unterlassungsaufforderung schickte. Zwar hat Alpine Water den darauf folgenden Prozess gewonnen, verzichtet aber dennoch auf die Verwendung des Ortsnamens. Mit Hallstein will man die Wörter Hallstatt und Dachstein kombinieren.

Mit Vivida sind die Bundesforste offenbar schon länger in Gesprächen. Bereits vor Jahren wurde ein Projekt im steirischen Pichl-Kainisch verfolgt. Auch Bad Mitterndorf soll schon ein Thema gewesen sein. Bis zur Genehmigungen in den diversen Verfahren – relevant sind unter anderem Bau-, Betriebsanlagen- und Wasserrecht – wird freilich viel Wasser den Weißenbach hinabrinnen. (Andreas Schnauder, 12.1.2017)