Ein Sitzplatz im Hörsaal für alle ist noch kein Qualitätskriterium. Künftig sollen die Betreuungsverhältnisse besser werden, indem für die Studienfächer Maximalgrenzen definiert werden.

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Studiengebühren bleiben für die SPÖ auch unter Christian Kern ein Unding, das mit den Sozialdemokraten nicht zu realisieren ist. "Der gebührenfreie Hochschulzugang an den Universitäten muss daher auch erhalten bleiben", ist im "Plan A für Austria" des Kanzlers und SPÖ-Chefs im Kapitel "Hohes Gut Hochschulen" zu lesen. So werde der Uni-Zugang "unabhängig vom Einkommen der Eltern ermöglicht".

Studienplatzfinanzierung

Das wird die roten Studierendenvertreter freuen. Weit weniger dürften ihnen Kerns Ideen zur Verbesserung der Betreuungsverhältnisse gefallen. Denn da ist ein harter Schwenk angedacht: "Im Gegensatz zur aktuellen Situation könnte sich die Zahl der Studienplätze (unter Einbeziehung jährlich steigender Studierendenzahlen) von einer Mindestzahl zu einer Maximalzahl wandeln, die sich an der aktuellen AbsolventInnenzahl zuzüglich einer Drop-out-Rate orientiert. Das steigert die Studienqualität."

Im Klartext heißt das nichts anderes als Zugangsbeschränkungen für alle Fächer, denn irgendwie muss die Vergabe der vorhandenen Studienplätze ja gesteuert werden. Das ist das Funktionsprinzip der ohnehin geplanten Studienplatzfinanzierung.

Kritik der sozialistischen Studierenden

In einer ersten Reaktion kritisierte der VSStÖ (Verband Sozialistischer Studenten) am Mittwochabend bereits einen "deutlichen Angriff auf den offenen und freien Hochschulzugang". Die SPÖ verabschiede sich damit "de facto vom freien Hochschulzugang", schrieb der Verband in einer Aussendung, die noch während des knapp zweistündigen Auftritts des SPÖ-Chefs veröffentlicht wurde. Der freie Hochschulzugang stelle eine "Errungenschaft der Kreisky-Ära" dar, "von der auch Kern selbst noch als Student profitiert hat und die er nun mit Füßen tritt".

Uni-Politik muss "nachsitzen"

Dass es prinzipiell nicht ohne mehr Geld gehen wird, scheint Kern klar zu sein, wenn er schreiben lässt, dass die "Mittelausstattung aller Universitäten in Österreich zu gewährleisten und eine entsprechende Finanzierung sicherzustellen" sei: "Und das ist nur mit einer Ausweitung des Hochschulbudgets möglich." Als Zielgröße nennt er zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das haben allerdings vor ihm schon mehrere Regierungen getan und in ihre Programme geschrieben – nur, Realität wurden die zwei Prozent nie.

Die Folgen zeigen sich nicht nur in schlechten Betreuungsverhältnissen, sondern auch in hinteren Rankingplätzen. Kerns Schlussfolgerung: "Was die Universitäten generell anlangt, muss Österreich im internationalen Vergleich also noch ein wenig nachsitzen" – und Kohle lockermachen, viel Kohle, wie Deutschland mit seiner Exzellenzinitiative vorexerziert hat, die Kern nachmachen will.

Exzellente Prämie

Im Vollausbau werden zehn Exzellenzcluster "vom Staat bezahlt und in einem Wettbewerb der Universitäten an die besten vergeben, die sich thematisch mit den fünf Start-up-Clustern decken". Diese zehn Exzellenzcluster sollen sich in einer nächsten Stufe um eine "Exzellenzprämie" bemühen können und die ganze Uni auf bestimmte Themengebiete spezialisieren. Vier aus zehn lautet die Quote: Am Ende sollte Österreich also vier Exzellenzunis haben.

Drei in den Top 100 der Welt

International will Kern drei österreichische Unis weltweit in die Top 100 katapultieren.

Neben der Absicht, die Studienbeihilfe auszubauen, wird auch ein "Pilotprojekt" skizziert: Warum nicht die vielen zersplitterten Bachelorstudiengänge "in größere Studiengruppen", quasi Flächenfächer, zusammenführen, etwa Natur-, Wirtschafts-, Geisteswissenschaften, Medizin oder Kunst? "Je nach Studiengruppe entscheidet die öffentliche Hand, wie viele Studienplätze finanziert werden." Die SPÖ erhofft sich, dass "die spätere und spezialisierte Studienwahl" dadurch einfacher werden könnte. (Lisa Nimmervoll, 12.1.2017)