Hier läuft etwas völlig falsch. Man beachte den Gesichtsausdruck der Hirschkuh – und den des Japanmakaken.

Alexandre Bonnefoy

Straßburg/Wien – Japanmakaken leben, wie ihr Name verrät, auf drei der vier japanischen Hauptinseln und haben damit von allen Primaten mit Ausnahme des Menschen das nördlichste Verbreitungsgebiet. Bekannt sind sie dafür, dass sie sich im Winter in warme Quellen begeben, um sich darin aufzuwärmen. Nun berichten Forscher um Marie Pelé (Uni Straßburg) im Fachblatt "Primates" von einem weiteren erstaunlichen Makaken-Verhalten, das freilich auf ein einziges männliches Tier beschränkt ist.

Der ansonsten gesunde Makak wurde nämlich mehrfach dabei beobachtet, wie er weibliche Sikahirsche besprang, um mit ihnen zu kopulieren. Sowohl Fotos wie auch ein Video dokumentieren diese eigenwillige Praxis, die an eine andere Beobachtung erinnert, die 2014 in der Antarktis gemacht wurde und für einiges Aufsehen sorgte: Damals wurde ein Seebär (eine Robbenart) in flagranti bei der Vergewaltigung von Königspinguinen erwischt.

Vorwarnung: Dieses Video könnte – nicht nur für Sikahirsche – ein wenig verstörend sein.
Cédric Sueur

Laut Erstautorin Marie Pelé unterscheiden sich die in Japan beobachteten zwischenartlichen Kopulationspraktiken aber von jenen in der Antarktis. Zum einen leben Affen und Hirsche in einer anderen Beziehung als Seebären und Pinguine, die von Seebären ansonsten gefressen werden: Die Sikahirsche konsumieren nicht nur Früchte, die von den Affen von den Bäumen gebeutelt werden, sondern auch deren Fäkalien. Umgekehrt reiten die Primaten mitunter zum Spaß auf dem Rücken der Hirsche. Zum anderen kam es bei der Primaten-Hirsch-Affäre zu keiner Penetration.

Hierarchie und Hormonüberschuss

Warum es zu den mehr oder weniger erfolgreichen Kopulationsversuchen kam, ist nicht völlig klar. Die Forscher wissen immerhin, dass der allzu fremd-gehende Primat in der Gruppenhierarchie eine niedrige Position innehat und deshalb bei den Makaken-Weibchen eher nicht zum Zug kommt. Der Hormonüberschuss während der Paarungszeit tat dann vermutlich das Übrige. Dazu kam womöglich die Ähnlichkeit des Kopulierens mit dem gewöhnlichen spielerischen Reiten, so die Forscher.

Obwohl es nicht zur Penetration kam, dürfte aber sehr wohl eine Ejakulation erfolgt sein, wie Alexandre Bonnefoy erläutert, der das Verhalten dokumentierte: "Der Hirsch leckte sich nach dem Besteigen die Samenflüssigkeit vom Fell. Das deutet darauf hin, dass sie eine gute Proteinquelle sein dürfte." (tasch, 11.1.2017)