Christoph Lieben-Seutter leitet die neueröffnete Elbphilharmonie.

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Es war klar, dass ein Intendant, dessen Vertrag vor der Eröffnung ausläuft, nicht viel Sinn macht." Mit Gelassenheit und trockenem Humor beantwortete er in den letzten Jahren immer gleiche Fragen und begegnete immer neuen Verzögerungen mit geradezu stoischer Geduld.

Seit 2007 sitzt Christoph Lieben-Seutter als Generalintendant der Elbphilharmonie, die ursprünglich 2010 hätte eröffnet werden sollen, in Hamburg. Der 1964 geborene Wiener, dessen Vertrag inzwischen bis 2021 verlängert wurde, sagte unlängst dem STANDARD, es sei ihm schon damals klar gewesen, "dass der Zeitplan extrem sportlich war".

Extrem war auch die öffentliche Aufregung rund um das Prestigeprojekt der Architekten Herzog & de Meuron: Nach Demonstrationen, einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen der Stadt Hamburg und dem Bauunternehmer und einer Kostenexplosion von den ursprünglich geplanten 77 auf rund 800 Millionen Euro verzögerte sich die Fertigstellung bis Ende 2016.

Lieben-Seutter, der seit 20 Jahren mit der Schauspielerin und Librettistin Sita (Theresita) Colloredo verheiratet ist, mit der er drei Töchter hat, programmierte derweil die Konzerte in der historischen Laeiszhalle und bereitete jene Herausforderung vor, die in den nächsten Jahren vor ihm liegt: das Konzertpublikum der Hansestadt in etwa zu verdoppeln.

Dazu wird auf Niederschwelligkeit gesetzt. Mit dem Ansprechen neuer Publikumsschichten hat Christoph Lieben, wie er von seinem Umfeld genannt wird, jedenfalls Erfahrung. Nach Anfangsjahren in der Computerbranche wurde er 1988 von Alexander Pereira als Assistent ans Wiener Konzerthaus geholt und folgte seinem Chef 1993 an das Opernhaus Zürich. 1996 kehrte er als Generalsekretär an das Konzerthaus in seiner Heimatstadt zurück, wo er nicht nur die aufwendige Generalsanierung stemmte, sondern auch das Programm modernisierte und öffnete.

Ähnlich pluralistisch ist sein Hamburger Programm bereits beim Eröffnungsfestival, das am Mittwoch startet: Neben klassischen Starsolisten, dem NDR Elbphilharmonie Orchester, dem Chicago Symphony Orchestra sowie den Wiener Philharmonikern sind Größen aus Jazz und Weltmusik, aber auch die Einstürzenden Neubauten geladen. Selbst wenn es stimmt, dass der bestens vernetzte Präsident der European Concert Hall Organisation (ECHO) die Band "verehrt", wie Lieben-Seutter selbst es ausdrückt, beweist er auch hier noch Humor. (Daniel Ender, 10.1.2017)