Mit der Familie von Ministerpräsident Viktor Orbán (Bild) war der saudische Unternehmer Ghaith Rashad Pharaon ins Geschäft gekommen.

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Der seit 1991 vom FBI wegen Bankenbetrugs und Geldwäsche gesuchte saudische Geschäftsmann Ghaith Rashad Pharaon ist am vergangenen Wochenende in Beirut gestorben. Über die Trauerfeier am Sonntag im Beiruter Four Seasons Hotel berichtete das saudische Nachrichtenportal "okaz". Libanesische Honoratioren wie der Drusen-Führer Walid Dschumblat oder der Gründer der Bank Audi, Raymond Audi, sollen mit dabei gewesen sein.

Im fernen Ungarn sorgte die Nachricht für gesteigertes Interesse, weil der steinreiche Justizflüchtling seit 2014 mehrfach im Land geweilt hatte und mit der Familie von Ministerpräsident Viktor Orbán ins Geschäft gekommen war. Unter anderen erwarb er eine Villa gegenüber von Orbáns Residenz im Budaer Grün-Viertel Zugliget.

Pharaon kaufte auch mehrere Schlösser sowie den ehemaligen Postbank-Sitz, ein herausstechendes Bauwerk im Herzen von Budapest. Letzteres erwarb er von einer Firma, die mit Orbáns Schwiegersohn István Tiborcz verbunden ist. Fotos der Wochenzeitung "Magyar Narancs" zeigten Tiborcz bei Verhandlungen mit Pharaons jordanischen Anwälten.

BCCI als Scheinbank eingestuft

Ins Fadenkreuz von FBI und Interpol geriet der saudische Geschäftsmann wegen des Zusammenbruchs der arabisch-pakistanischen Bank of Credit and Commerce International (BCCI) im Jahr 1991 in den USA. Die US-Behörden stuften das Institut als Scheinbank ein, das einerseits Kunden um Millionen prellte und andererseits die Gelder von Waffenhändlern, Drogenbaronen, Diktatoren und Al-Kaida-Leuten wusch. Der 76-jährige Pharaon war laut Anklage der "Frontmann".

Über sein Auftauchen in Ungarn berichteten örtliche Medien seit April des Vorjahres. Die Orbán-Regierung geriet seither in sichtliche Verlegenheit. Es wurde abgestritten, gelogen, desinformiert – etwa damit, dass, so Innenminister Sándor Pintér, von Pharaon keine Fingerabdrücke genommen werden konnten, weil seine Fingerkuppen verletzt gewesen seien.

Orbán selbst gab nach einer parlamentarischen Anfrage zu, den "Professor Pharaon" am Rande eines Essens getroffen zu haben. Alles andere seien "amerikanische Geheimdienstspielchen". Unerklärt blieb auch die "Magyar Narancs"-Enthüllung, wonach Pharaons 60-Meter-Luxus-Yacht im vergangenen August in der Marina von Split zufällig neben der von Orbáns Lieblingsoligarchen Lörincz Mészáros ankerte. Es ist gut möglich, dass nun so mancher Mächtiger in Budapest nach dem Ableben des zur Image-Last gewordenen Geschäftspartners aufatmen wird. (Gregor Mayer aus Budapest, 10.1.2017)