Der Versuch, im EU-Parlament die politische Familie und damit die Seite zu wechseln, war nicht die erste ideologische Volte des Beppe Grillo: Seine Fünf-Sterne-Protestbewegung (M5S) ist eine fundamentaloppositionelle Partei, die davon lebt, zwischen den Positionen zu lavieren und ihre Ansichten im Bedarfsfall ohne Bedenken von einem Moment auf den nächsten zu revidieren.

Der italienische Exkomiker schert sich nicht um Ideologien und Fakten. Er legt viel mehr Wert darauf, erst gar nicht im politischen Spektrum verortet werden zu können, um weiterhin die Unzufriedenheiten bei Rechten und Linken gleichermaßen aufzufangen. Bei heiklen, polarisierenden Themen bezieht er meist keinerlei Position, um so niemanden zu vergraulen, der sich eben erst enttäuscht von einer Partei ab- und Grillos M5S zugewendet hat.

Mit der jüngsten Kehrtwende hat sich Grillo definitiv keinen Gefallen getan: Es schimpft sich weniger leicht aufs Establishment, wenn man plötzlich selbst Teil davon sein möchte. Dass der Versuch auch noch abgelehnt wurde, zerstörte ein riskantes Manöver: sich in Hinblick auf die italienischen Wahlen mit dem Fraktionswechsel in Brüssel als politische Kraft zu positionieren, die vernünftig und konstruktiv mitgestalten will.

Wollte Grillo aber vor allem von der desaströsen Performance ablenken, die die M5S-Bürgermeisterin Virginia Raggi in Rom hinlegt, dann ist zumindest das geglückt. (Anna Giulia Fink, 10.1.2017)