Schneekanonen bei der Arbeit in Ramsau am Dachstein wenige Tage vor Weihnnachten. Schweizer Forscher arbeiten an einer neuen Generation von umweltfreundlicheren Beschneiungsanlagen.

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Davos – Über Schneemangel müssen die Skigebiete zwar derzeit nicht klagen, doch die Situation dürfte insgesamt eher die Ausnahme als die regel sein. Im Zuge des Klimawandels sind viele Wintersportorte mehr und mehr auf künstliche Beschneiung angewiesen. Am WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos arbeiten derzeit Schweizer Forscher an neuen, umweltschonenden Systemen.

Not macht ja bekanntlich erfinderisch, so auch wenn es darum geht, Skigebiete über die mit dem Klimawandel immer milder werdenden Winter zu retten. 36 Prozent der Schweizer Skipistenflächen werden technisch beschneit, in Österreich sogar 66 Prozent, wie das Forschungsinstitut SLF auf seiner Website angibt.

Zwar können zumindest die höher gelegenen Schweizer Skigebiete derzeit nicht klagen, in tieferen Lagen braucht es jedoch immer wieder Unterstützung aus der Schneekanone. Das Beschneien ist dabei in den letzten Jahren immer ressourcenschonender geworden, auch dank Innovationen des Teams um Hansueli Rhyner vom Forschungsinstitut SLF.

Die ersten Anlagen waren noch recht simpel: Dabei wurde Wasser durch feine Düsen in die Luft gesprüht, damit es gefror und als Schnee zu Boden fiel, wie ein Artikel in der neuesten Ausgabe des Magazins "TechnoScope" der Schweizer Akademie der Technischen Wissenschaften beschreibt. Dieses System funktionierte freilich nur bei ausreichend tiefen Temperaturen von minus sieben bis minus 12 Grad.

Neue Generation von Schneelanzen

Weniger extreme Minusgrade brauchte die nächste Generation von Schneelanzen, die Wasser zusammen mit Luft unter hohem Druck durch kleine Düsen blies. Die dabei entstehenden winzigen Eiskörner dienten als Kristallisationskeime, damit die ausgestoßenen Wassertropfen gefroren, und das bereits bei minus zwei bis minus drei Grad.

Dieses System brauchte allerdings viel Strom, um die Druckluft herzustellen. Rhyners Team entwickelte daher in den letzten Jahren gemeinsam mit Kollegen von der Fachhochschule Nordwestschweiz und Industriepartnern eine Beschneiungsanlage, die ohne Strom auskommt, hieß es in dem Magazinartikel. Das System nutzt anstelle eines elektrischen Kompressors den natürlichen Wasserdruck zum Versprühen.

Aber nicht nur der Stromverbrauch soll sinken, Schneesportgebiete wollen auch Wasser sparen. "Für einen Kubikmeter Schnee braucht man einen halben Kubikmeter Wasser – dieses Verhältnis ist nicht veränderbar", erklärte Rhyner. Sparen lässt sich daher nur, indem zielgerichtet dort beschneit wird, wo es nötig ist.

Schneedeckenmessung in Echtzeit

Moderne Pistenfahrzeuge sind daher mit einem ausgeklügelten GPS-System ausgestattet, das ihnen erlaubt, an jedem Standort die Schneedicke in Echtzeit zu bestimmen. Dies gelingt durch Abgleich mit GPS-Daten vor dem ersten Schneefall.

Die Skigebietsbetreiber wissen daher genau, wo sie mit Schneekanonen nachhelfen müssen. "Dadurch musste in manchen Skigebieten 30 Prozent weniger beschneit werden", so Rhyner. Der Wasserverbrauch sei also um 30 Prozent gesunken.

Das Wasser bleibe dem natürlichen Kreislauf erhalten, auch wenn es als Schnee erst verzögert wieder in den Boden gelange. Lediglich die Pflanzenwelt rund um die Pisten verändere sich gemäß Langzeitstudien geringfügig, sagte der Experte.

Problematisch bleibt aber nach wie vor, dass für die Beschneiungsanlagen Leitungen verlegt werden müssen. Dafür müssen tiefe Schneisen gegraben werden, was Spuren hinterlässt. Teils auch in schützenswerten Gebieten. (APA, red, 14.1.2017)