Berlin – Die pflegepolitische Sprecherin der deutschen Grünen, Elisabeth Scharfenberg, ist mit ihrem Vorschlag zu geförderten sexuellen Dienstleistungen für Pflegebedürftige und Behinderte auf Kritik gestoßen. Die Idee sei abwegig, sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der "Bild"-Zeitung vom Montag. "Wir brauchen keine bezahlte Prostitution in Altersheimen, schon gar nicht auf Rezept. Was wir brauchen, ist mehr Intimität für die Heimbewohner."

Scharfenberg hatte in der "Welt am Sonntag" angeregt, eine Sexualassistenz für Pflegebedürftige mit Steuergeld von Städten oder Gemeinden zu fördern. "Die Kommune könnte über entsprechende Angebote vor Ort beraten und Zuschüsse gewähren." In den Niederlanden gebe es bereits seit einigen Jahren die Möglichkeit, sich als Pflegebedürftiger die Dienste von Sexualassistentinnen – zertifizierten Prostituierten – bezahlen zu lassen.

Kritik auch aus eigener Partei

Scharfenberg erntete auch Widerspruch aus der eigenen Partei. Der grüne Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer, wertete den Vorschlag als schädlich für die Partei im Wahljahr. "Kann man denn als Bundestagsabgeordnete gut gemeinte Ideen nicht einfach mal im Koffer lassen, wenn sie so offensichtlich dazu dienen können, uns als weltfremde Spinner abzustempeln?", schrieb Palmer auf Facebook. (APA, 9.1.2017)