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Trump bläst im Streit um mutmaßliche russische Hackerangriffe Gegenwind der Geheimdienste entgegen.

Foto: AP / Andrew Harnik

Donald Trump tat, was er immer tut, wenn er dem politischen Tagesgeschehen seinen eigenen Spin geben will. Er schrieb Tweets. Nur dass er diesmal, nach der Veröffentlichung eines Geheimdienstberichts über russische Hackerangriffe, eine wahre Lawine an Kurznachrichten ins Rollen brachte.

Kaum war publik geworden, dass CIA und NSA im russischen Staatschef Wladimir Putin den Drahtzieher einer Cyberattacke gegen die amerikanischen Demokraten um Hillary Clinton sahen, blies der designierte US-Präsident via Twitter zum Gegenangriff. Gute Beziehungen zu Russland zu haben sei eine gute Sache, schrieb er am Samstagnachmittag. "Nur dumme Leute, oder Einfaltspinsel, würden denken, dass so etwas schlecht wäre."

Die Probleme der WELT lösen

Acht Minuten darauf schob er hinterher, dass es weltweit bereits genügend Probleme gebe und man nicht noch ein zusätzliches brauche. Wenn er erst im Oval Office sitze, werde "Russland uns viel mehr respektieren, als das jetzt der Fall ist", orakelte er, um wiederum elf Minuten später hinzuzufügen: "Beide Länder werden – vielleicht – zusammenarbeiten, um einige der größten und drängendsten Probleme der WELT zu lösen".

An der Weltsicht des Milliardärs hat er wenig geändert, der 14 Seiten lange Report, in dem die US-Geheimdienste Putin vorwerfen, eine Kampagne angeordnet zu haben, um Trump zum Sieg zu verhelfen. Russlands Ziel sei gewesen, das Vertrauen der Wähler in den demokratischen Prozess zu untergraben und Clinton zu verunglimpfen. Trumps künftiger Stabschef Reince Priebus sagte Sonntag, der designierte Präsident "akzeptiere", dass es sich "in diesem konkreten Fall" um Hacker aus Russland gehandelt habe.

"Konstant negative" Berichte

An einen Einfluss auf das Ergebnis wollte Trump freilich weiter nicht glauben. Dabei, so der Bericht, sei der Versuch der Einflussnahme weit darüber hinausgegangen, die E-Mails des Parteiapparats der Demokraten oder des Clinton-Vertrauten John Podesta zu erbeuten und an Wikileaks weiterzugeben. Moskau, heißt es in der Analyse, habe auch Trump-freundliche Nutzer sozialer Netzwerke bezahlt und sich des Staatssenders Russia Today bedient.

Das Motiv? Putin sei schlecht auf die frühere Außenministerin zu sprechen, seit sie Ende 2011 und Anfang 2012, wie er glaube, Proteste gegen seine Herrschaft initiiert habe. Putin, so die Autoren, habe überdies gute Erfahrungen mit westlichen Politikern gemacht, die aus Geschäftsinter essen eher zur Kooperation mit Russland tendierten.

Gute Erfahrungen mit Schröder und Berlusconi

Als Beispiele werden der frühere deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder und der ehemalige italienische Regierungschef Silvio Berlusconi genannt. Was allerdings fehlt in dem Bericht, zumindest in seiner öffentlichen, stark redigierten Version, sind konkrete Beweise, die belegen, wie die Schlapphüte zu ihren Schlussfolgerungen gelangten. Man stütze sich auf zahlreiche Quellen, heißt es vage.

Trump bestreitet kategorisch, dass er seine Präsidentschaft der Hackeroffensive verdankt. Zwar räumte er in einer schriftlichen Erklärung ein, dass die Vereinigten Staaten Zielscheibe ständiger Cyberattacken seien, die von Russland, aber auch von "China, anderen Ländern, Gruppen und Leuten von außen" verübt würden. Doch während sich die Republikanische Partei wirksam dagegen geschützt habe, fügte er an, habe "grobe Fahrlässigkeit" bei den Demokraten den Angreifern die Tür geöffnet. Es habe nicht der Russen bedurft, schob seine Sprecherin Kellyanne Conway am Sonntag bei CNN süffisant hinterher, um amerikanische Wähler das Vertrauen in Hillary Clinton verlieren zu lassen. (Frank Herrmann aus Washington, 8.1.2017)