Die Wiener SPÖ ist im Clinch. Nun auf allen Ebenen. Richtete sich die Kritik vor wenigen Monaten noch einzig gegen die Stadtregierung, brodelt es nun auch in den Bezirken – die Basis kann nicht mehr mit der Basis. Der Streit wird öffentlich zur Schau getragen, auch wenn Bürgermeister Michael Häupl Einheit vermitteln will.

Dass Häupl nun Personalumbauten auf allen Parteiebenen – von der Stadtregierung bis hin zu den Bezirksvertretern – angekündigt hat, ist ein für ihn neuartiger Versuch, die gespaltene Partei zusammenzuführen und die ihm längst entglittenen Zügel doch noch einmal in die Hand zu bekommen. Denn die Flügel, deren Existenz der Wiener SPÖ-Chef stets verneint, lassen sich nicht mehr nur durch sein Machtwort ruhigstellen. Zu lange ist er diese Strategie gefahren und hat so die Auseinandersetzung verschoben.

Damit seine Partei sich bei den nächsten Wahlen nicht in Bedeutungslosigkeit verliert und er damit sein eigenes Standing zerstört, muss Häupl nun beide Seiten befriedigen und den Streit eindämmen. Stutzt er den einen, muss er auch den anderen Flügel stutzen. Gibt er nur einem Lager nach, heizt er den Machtkampf lediglich weiter an. Zu- dem muss ein Kandidat für seine eigene Nachfolge her. Ein Anwärter, der von beiden Seiten akzeptiert wird und die Partei wieder zur inhaltlichen Debatte zurückbringt. Denn kriegt sich die Wiener SPÖ nicht bald wieder ein, verlieren letztlich beide Seiten. (Oona Kroisleitner, 6.1.2017)