Dieses Foto, das mit dem VISTA-Infrarot-Durchmusterungsteleskop der ESO aufgenommen wurde, ist Teil des größten infraroten hochauflösenden Mosaiks, das je vom Orion erstellt wurde.

Foto: ESO/VISION survey

Einige besondere Strukturen in der VISTA-Aufnahme von Orion A.

Fotos: ESO/VISION survey

Garching – In nur 1.350 Lichtjahren Entfernung liegt die nächstgelegene "Fabrik" für große massereiche Sterne: Die Molekülwolke Orion A. Das VISTA-Durchmusterungsteleskop am Paranal-Observatorium der ESO im Norden Chiles hat die Region im nahinfraroten Bereich des Lichtspektrums ins Visier genommen und einige spannende Objekte zum Vorschein gebracht, die normalerweise tief in den Staubwolken verborgen sind.

Die neue Aufnahme entstand im Rahmen der VISION-Durchmusterung (VIenna Survey in Orion). Das aus vielen Einzelaufnahmen zusammengesetzte Bild umfasst die gesamte Orion-A-Molekülwolke, eine der beiden riesigen Wolken im Orion-Molekülwolkenkomplex. Orion A erstreckt sich über etwa acht Grad südlich des als Schwert bekannten Teils des Sternbilds Orion.

Fast 800.000 Objekte

VISTA ist das weltweit größte Durchmusterungsteleskop und hat ein großes Gesichtsfeld, das mit sehr empfindlichen Infrarot-Detektoren abgebildet werden kann. Damit bietet es ideale Voraussetzungen für die Aufnahme tiefer und qualitativ hochwertiger Infrarot-Bilder, wie sie für diese ehrgeizige Durchmusterung vonnöten waren. Auf der Grundlage der VISION-Durchmusterung ist ein Katalog entstanden, der fast 800.000 einzeln identifizierte Sterne, junge stellare Objekte und ferne Galaxien enthält. Damit stellt sie jede andere Durchmusterung in den Schatten, die je von dieser Region gemacht wurde.

VISTA kann in einem Teil des elektromagnetischen Spektrums beobachten, der für das menschliche Auge unsichtbar ist. Auf diese Weise können Astronomen Objekte identifizieren, die ansonsten verborgen geblieben wären. Sobald die Wolke bei längeren Wellenlängen im Infraroten beobachtet wird, kommen sehr junge Sterne zum Vorschein, die auf Bildern im sichtbaren Licht nicht zu sehen gewesen wären, da der Staub, der sie umgibt, im infraroten Wellenlängenbereich lichtdurchlässiger ist.

Viele Neuentdeckungen

Für ein vollständiges Verständnis der Entstehungsprozesse von Sternen sowohl niedriger als auch hoher Masse in Orion A stellt diese Aufnahme einen wichtigen Schritt dar. Bei dem beeindruckenden und farbenprächtigen Objekt, das links im Bild erkennbar ist, handelt es sich um den Orionnebel, auch Messier 42 genannt. Diese Region ist Teil des Schwertes des berühmten auffälligen Sternbilds Orion. Der VISTA-Katalog umfasst sowohl bekannte Objekte als auch Neuentdeckungen, unter ihnen fünf neue Kandidaten für junge stellare Objekte sowie zehn Kandidaten für Galaxienhaufen.

An einer anderen Stelle im Bild lässt sich ein Blick in die dunklen Molekülwolken von Orion A werfen, wo es viele verborgene Schätze zu entdecken gibt. Dazu zählen Materiescheiben, in denen neue Sterne entstehen können (prästellare Scheiben), kleine neblige Gebilde um junge Sterne (Herbig-Haro-Objekte), kleinere Sternhaufen und sogar Galaxienhaufen, die weit von der Milchstraße entfernt liegen. Die Durchmusterung ermöglicht es, die frühesten Entwicklungsphasen junger Sterne in benachbarten Molekülwolken systematisch zu untersuchen. (red, 6.1.2017)