Wien – Kombi. Allrad. Turbo. Eine idealtypische Konstellation unter dem Zeichen des Nordsterns. Der V90 T6 AWD offenbart, wie sehr der Charakter eines Autos divergieren kann innerhalb einer Baureihe. Zeigte zuletzt die frontgetriebene Limousine S90 mit 190-PS-Diesel ein paar Schwächen, darunter ein ausgemachtes Traktionsproblem, so sind die hier wie weggeblasen, sieht man einmal vom Touchscreen-Infotainment-Bediensystem ab – was bei fast jedem darauf setzenden Hersteller ein veritabler Kritikpunkt ist.

Auf fast fünf Meter Länge streckt sich der ebenso noble wie elegante V90.
Foto: Andreas Stockinger

Zwar wechselt Volvo beim großen Kombi erstmals auf den Lifestyle-Ansatz, folgt damit aber nur einem allgemeinen Trend, siehe zuletzt auch Mercedes E-Klasse T-Modell. Wer mehr Platz sucht, findet den im SUV, dem XC90. Dessen Kofferraum schluckt Ladung von 692 bis 1886 Liter – der V90 kommt auf 560 bis 1526.

Kleiner als der V70

Gegenüber dem direkten Vorgänger V90, dem von den Außenabmessungen her etwas kleineren V70, verringert sich das Volumen (575–1600 l) ein klein wenig (ohne an mustergültiger Durchdachtheit einzubüßen), liegt aber dennoch fast auf Augenhöhe mit dem direktesten Gegner Mercedes ET, der jetzt nach ebenfallsigem Abschied von der senkrechten Heckklappe auf 600 bis 1855 Liter kommt.

Die Heckklappe steht nicht mehr senkrecht wie eine Wand, sondern neigt sich lifestylemäßig. Ergebnis ist ein Kofferraum von 560 Litern.
Foto: Andreas Stockinger

Der Kombi-Ladeweltmeister ist folglich jetzt der Škoda Superb (660–1950 l), aber der kommt für Menschen, die auf einen Volvo oder Mercedes oder BMW oder Audi spitzen, nicht zwingend infrage. Auch hat der Škoda dieser Volvo-Konfiguration – 320-PS-Benziner mit Allrad – nichts entgegenzusetzen.

Der Arbeitsplatz veranschaulicht die neue Philosophie von Volvo. Alles sehr gefällig, bis auf die Infotainment-Bedienung.
Foto: Andreas Stockinger

Mit Allrad (System Haldex) ist der V90 so ganzjahrestauglich, wie man es von diesem Hersteller erwartet. Der Motor ist zwar "nur" ein 2,0-Liter-Vierzylinder (was anderes findet man bei Volvo nicht mehr), er glänzt aber mit souveräner Leistungsentfaltung, und hört man ganz genau hin, haben es die Ingenieure sogar geschafft, etwas vom akustischen Erbe der traditionsreichen Volvo-Turbos in die Jetztzeit herüberzuretten. 8-Gang-Wandlerautomatik und gut ausbalancierte Straßenlage komplettieren das Bild, das bestätigt, dass wir es hier mit einem Auto von ausgesprochener Volvo-Kernkompetenz zu tun haben.

Auf Basis des V90 folgt demnächst noch der V90 Cross Country,
ein Typ für den multiplen
Freizeiteinsatz.
Foto: Andreas Stockinger

Der Lulatschradstand von 2,94 Metern – Länge läuft – trägt ebenfalls zum hohen Abrollkomfort bei. Man würde auf der Rückbank angesichts dessen vielleicht noch großzügigere Platzverhältnisse erwarten; sie sind aber auch so mehr als ausreichend, gar keine Frage.

Der Kombi ist eine der letzten Bastionen, die der allgemeinen SUVitis gegenhalten. Der V90 ist dabei eine besonders wohltuende Erscheinung. Toller Kombi. (Andreas Stockinger, 9.1.2017)

Foto: Andreas Stockinger

Nachlese:

Renault Mégane Grandtour: Auch feiertags gern mit Kombi

Allrad-Offroad-Kombi: Dann waren's plötzlich viele

Škoda Superb: Das ist noch nicht das Ende

BMW 5er: So viel Licht und dann doch kaum Schatten