Wer zahlt, schafft an. Das brauchte Jean-Marie Le Pen seiner Tochter gar nicht erst schriftlich zu geben, als er ihr den Millionenscheck für die Wahlkampagne ausstellte. So peinlich es der ultranationalen Präsidentschaftskandidatin auch sein mag: Zwei Jahre nachdem sie ihren Vater selbst entmachtet hat, muss sie seine Dienste in Anspruch nehmen. Damit widerlegt sie ihre eigenen Beteuerungen, ihre "Sammelbewegung" habe nichts mehr mit dem fremdenfeindlichen, ja rassistischen Front National ihres Erzeugers zu tun.

Die Franzosen erinnern sich, dass sich Marine Le Pen schon vor zwei Jahren bei einer russischen Bank hatte Geld leihen müssen. Das erstaunt doch bei einer Politikerin, die sich dem nationalen Schaffen verschrieben hat. Man könnte auch noch die Ermittlungen des EU-Parlaments anfügen, wo Le Pen eine ehemalige Schwägerin als Assistentin beschäftigte, obwohl diese offenbar für die Partei arbeitete. Veruntreuung in Kombination mit Vetternwirtschaft?

Le Pen stellt sich gerne als Opfer der Parteien, Medien und nun auch der Banken hin, um ihre eigenen Widersprüche zu kaschieren. Solchen Widersprüchen unterliegen – das gehört fairerweise gesagt – auch andere Politiker. Aber die Wähler registrieren diese Ungereimtheiten vielleicht eher bei einer Populistin wie Marine Le Pen, deren politischer Diskurs von Anfang an darin bestand, die Widersprüchlichkeit ihrer Gegner zu geißeln. (Stefan Brändle, 4.1.2017)