Michael van Gerwen (27) holte zum zweiten Mal den WM-Titel im Darts.

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Nur kurz verlor Michael van Gerwen den Rhythmus. 6:2 führte der Niederländer im Finale der Dartsweltmeisterschaft in London, als ein Flitzer samt WM-Pokal über die Bühne lief. Finalgegner und Titelverteidiger Gary Anderson holte noch einen Satz auf, mehr war aber nicht drinnen. Van Gerwen gewann 7:3 und seinen zweiten WM-Titel.

"Ich erwarte, dass ich gewinne. Jedes andere Ergebnis ist für mich ein Desaster", hatte der 27-Jährige, der 2016 in 25 Turnieren triumphierte, vor der WM gesagt. Der Mann aus der Kleinstadt Boxtel galt als klarer Favorit. In den vergangenen beiden Jahren war er dieser Rolle nicht gerecht geworden.

"Alle haben gesagt, dass ich einen zweiten Titel brauche, um ein Großer zu werden", sagte Van Gerwen. Erledigt. Das Ende der Fahnenstange scheint für "Mighty Mike" ("Mächtiger Mike") lange nicht erreicht. Mit 27 zählt er noch zur jungen Garde. Den 16-fachen Weltmeister Phil Taylor (56) hat er längst vom Thron gestoßen.

Aus bescheidenen Verhältnissen

Dabei war Van Gerwens Karriere als Spitzensportler ganz und gar nicht vorgezeichnet. Der Sohn eines ehemaligen Kraftfahrers und einer Kantinenmitarbeiterin probierte sich im Fußball und im Judo. Erfolglos. Wegen seines Übergewichts wurde er gehänselt.

Zum Darts kam er zufällig, als Zwölfjähriger. Bei seinem ersten Jugendturnier gewann er einen Pokal. "Das war ein ganz neues Gefühl für mich. Zum ersten Mal bekam ich so etwas wie Anerkennung im Sport", sagte er 2015 der "Berliner Morgenpost".

Van Gerwen also blieb dabei, übte fleißig und gewann einen Pokal nach dem anderen. Anfangs wurde er noch von Mitschülern belächelt. "Heute", sagt er, "bin ich derjenige, der lacht."

Als 17-Jähriger gewann Van Gerwen 2007 sein erstes Turnier auf der Tour des Verbands BDO. Danach wechselte er zur prominenteren Turnierserie der PDC. Schon in seinem ersten Jahr besiegte er Phil Taylor.

Zwei Millionen Euro in zwei Jahren

Van Gerwen – Markenzeichen Kahlkopf und neongrünes Shirt – ist nicht der allerbeliebteste Dartspieler. Aber damit kann er leben. Ziemlich gut sogar. Längst ist der Niederländer, der seit 2014 verheiratet ist, Millionär. Allein in den vergangenen beiden Jahren gewann er mehr als zwei Millionen Euro Preisgeld. Für den Weltmeistertitel kassierte der gelernte Fliesenleger 410.000 Euro.

Nach seinem ersten WM-Erfolg 2014 wurde er zum Lunch ins niederländische Königshaus geladen. Davon können die Mitschüler von einst nur träumen. (Birgit Riezinger, 3.1.2017)