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Gedenken an die Getöteten vor dem Nachtklub.

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Ermittler am Tatort in Istanbul.

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Istanbul – Im Laufe der Ermittlungen zu dem Anschlag auf eine Nobeldisco in Istanbul hat die türkische Polizei laut Medienberichten acht Verdächtige festgenommen. Weitere Angaben zu den am Montag gefassten Verdächtigen machte die Nachrichtenagentur Doğan zunächst nicht. Laut Doğan setzt die Polizei ihre Fahndung fort, der Attentäter selbst sei offenbar weiter auf der Flucht.

Ministerpräsident Binali Yıldırım verwies lediglich auf eine intensive und koordinierte Fahndung seitens der Sicherheitsbehörden. Sie arbeiteten mit Hochdruck daran, die Identität des Täters festzustellen. Es könne sein, dass der Angreifer seine Waffe im Klub gelassen und sich im Tumult unter die Flüchtenden gemischt habe.

IS beansprucht Anschlag

Mindestens ein bewaffneter Angreifer war am Sonntagmorgen kurz nach Anbruch des neuen Jahres in den exklusiven Klub Reina am Bosporusufer eingedrungen und hatte minutenlang wahllos auf Hunderte von Feiernden geschossen. Bis zu 180 Schüsse habe der Angreifer abgegeben, bevor er die Flucht ergriff, berichten türkische Medien.

Am Sonntagabend waren noch nicht alle Opfer identifiziert. Unter den mindestens 39 Toten sind auch zahlreiche Ausländer. Laut Regierungsangaben wurden zudem 65 Menschen verletzt. Das österreichische Außenministerium bestätigte am Montag, dass keine Österreicher unter den Opfern sind.

Die Jihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) beanspruchte den Anschlag für sich. In der Erklärung wird die Türkei als "Verteidiger des Kreuzes" bezeichnet. Die Echtheit des Bekennerschreibens ließ sich zunächst nicht überprüfen.

Die Boulevardzeitung "Hürriyet" berichtete am Montag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, es gebe Hinweise darauf, dass der Angriff auf den Klub von derselben IS-Zelle ausgeführt worden sei wie der Anschlag auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen. Wie das Blatt weiter berichtete, könnte der flüchtige Attentäter aus Kirgisien oder Usbekistan stammen

Zahlreiche Ausländer getötet

Bei den Toten handelt es sich um 25 Männer und 14 Frauen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Elf der identifizierten Todesopfer seien türkische Staatsangehörige, ein weiterer habe zusätzlich die belgische Staatsangehörigkeit gehabt. Alle anderen seien Ausländer verschiedener Nationalitäten. Als Herkunftsländer nannte Anadolu Saudi-Arabien, Libanon und den Irak, Tunesien, Marokko, Indien, Jordanien, Kuwait, Kanada, Israel, Syrien, Russland.

Es waren Österreicher in dem Klub anwesend, sie seien aber unverletzt geblieben, sagte Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) im "Morgenjournal" des ORF-Radios Ö1 am Montag. Sie seien bei ihrer Ausreise unterstützt worden.

Verheerende Anschläge

Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan kündigte an, weiter entschlossen gegen den Terrorismus zu kämpfen. Die Türkei werde alles tun, um "die Sicherheit und den Frieden ihrer Bürger zu gewährleisten". International wurde die Bluttat scharf verurteilt. Bereits 2016 hatte die Türkei eine ganze Reihe verheerender Anschläge erlebt.

Die Tatsache, dass der Angriff einem mondänen Nachtklub galt, in dem auch Ausländer verkehren, werteten Beobachter in der Türkei als Hinweis auf einen möglichen islamistischen Hintergrund. Nach dem türkischen Einmarsch im August in Syrien hatte der Anführer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, im November zu Anschlägen in der Türkei aufgerufen.

Der Zeitung "Hürriyet" zufolge waren am Silvestertag acht Kämpfer der Terrormiliz IS in Ankara festgenommen worden, die einen Anschlag in der Nacht geplant haben sollen. Türkische Truppen sind derzeit in Nordsyrien in heftige Gefechte mit dem IS verwickelt. (red, APA, dpa, 2.1.2017)