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Chung Yoo-ra auf einem Foto aus dem September 2014

Foto: AP/Lee Sang-hak

Seoul/Kopenhagen – In der Polit-Affäre um Südkoreas vorläufig entmachtete Präsidentin Park Geun-hye hat die dänische Polizei die Tochter von Choi Soon-sil, der langjährigen Vertrauten Parks und Schlüsselfigur in dem Skandal, nach monatelanger Flucht festgenommen.

Wie die Staatsanwaltschaft in Seoul am Montag mitteilte, nahm die dänische Polizei die 20-jährige Chung Yoo-ra am Sonntagabend fest, weil ihr Visum abgelaufen war. Südkorea verhandelt nun mit Dänemark über eine Überstellung Chungs in ihr Heimatland, die Ermittler wollen sie zu der Affäre befragen.

Chungs Mutter Choi steht im Zentrum der Korruptionsaffäre um die südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye. Die dänische Polizei fasste die 20-Jährige nach eigenen Angaben in Aalborg im Norden des Landes nach einem Hinweis durch einen südkoreanischen Journalisten. Demnach hielt sie sich wegen des Pferdesports in dem Land auf. Für Montagnachmittag wurde eine Gerichtsanhörung angesetzt. Die Polizei will Chung so lange festsetzen, bis über eine Ausweisung entschieden ist.

Die Korruptionsaffäre hatte zuletzt zur vorläufigen Amtsenthebung der südkoreanischen Präsidentin geführt. Ihre langjährige Vertraute Choi soll die Beziehungen zu Park genutzt haben, um Millionenspenden für Stiftungen einzutreiben und sich dabei persönlich zu bereichern. Außerdem wird ihr vorgeworfen, sich in die Regierungsgeschäfte eingemischt zu haben.

Chung soll zu den Begünstigten der Affäre gehören. Choi soll ihren Einfluss genutzt haben, um ihrer Tochter einen Studienplatz an einer Eliteuniversität in Seoul zu verschaffen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zudem gegen zwei Manager des Samsung-Konzerns, die Chung Reitunterricht in Deutschland finanziert haben sollen. Dazu soll die 20-Jährige nun befragt werden.

Auch gegen mehrere Lehrer und Vertreter der Ewha Womans University in Seoul wird ermittelt, weil sie Chung bevorzugt behandelt haben sollen. So wurde ein Dozent festgenommen, der Chung gute Noten für einen Kurs gegeben haben soll, den sie nie besuchte. Ihm wird zudem vorgeworfen, seine Assistenten zu Fälschungen zu ihren Gunsten gedrängt zu haben.

Die 60-jährige Choi sitzt inzwischen in Südkorea in Haft, Park wird als Verdächtige in dem Fall behandelt. Das Parlament in Seoul hatte wegen der Korruptionsaffäre Anfang Dezember für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Park gestimmt, die damit umgehend ihre Amtsvollmachten verlor. Das Verfassungsgericht prüft nun, ob die Amtsenthebung von Park gültig ist. Sollte sie dauerhaft von ihrem Amt entbunden werden, muss ein neues Staatsoberhaupt gewählt werden.

Ungeachtet der laufenden Prüfung durch die Justiz, die bis zu sechs Monate dauern könnte, gingen in den vergangenen Wochen regelmäßig Hunderttausende Menschen aus Protest gegen Park auf die Straße. Sie fordern ihren sofortigen vollständigen Rückzug vom Amt. (APA, AFP, 2.1.2017)