Familienministerin Sophie Karmasin hat es geschafft, als erstes Regierungsmitglied im neuen Jahr in die Nachrichten zu kommen – ihr Vorschlag, jungen Leuten unter 18 das Rauchen zu verbieten, bringt zumindest kurzfristig Aufmerksamkeit. In der Sache bringt er wenig; er kann auch nur wenig bringen, weil die Zuständigkeit bei den Bundesländern liegt. Aber man ist geneigt, darüber hinwegzusehen, weil es ja um eine gute Sache geht: Rauchen ist unbestreitbar gesundheitsschädlich. Junge Menschen sollen sich das Laster gar nicht erst angewöhnen.

Karmasins Rezept gehört dennoch hinterfragt. Es entspricht nämlich der falschen Vorstellung, dass politischer Erfolg darin bestünde, das Schlechte einfach zu verbieten.

Wenn die Welt durch ein paar Verbote hier und ein paar Strafdrohungen dort nicht wirklich besser geworden ist, neigen solche Politiker dazu, sich darauf zu berufen, dass sie es immerhin versucht hätten. Und dass die Welt eben komplizierter sei. Aber das ist ja bekannt. Konkret: Elf- und Zwölfjährige beginnen zu rauchen – obwohl, vielleicht sogar: weil es verboten ist. Bekannt ist auch, dass dieses Verhalten vor allem bei Kindern aus sozial schwachen Schichten auftritt – dass es dort sozusagen kulturell bedingt ist.

Natürlich ist es schwierig, solche kulturellen Prägungen – etwa das Verständnis dafür, was cool ist und was nicht – zu ändern. Oder gar die sozialen Verhältnisse zu verbessern. Das jedoch wäre die eigentliche Aufgabe der Politik. (Conrad Seidl, 1.1.2017)