Obwohl seit 1998 möglich, gibt es bis dato bloß 446 Soldatinnen beim Bundesheer. Das soll sich nun ändern – und ihr Anteil von drei auf zehn Prozent gesteigert werden.

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Moniert Chancenungleichheit: Beraterin Karlsson.

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Will Vorschläge beherzigen: Minister Doskozil.

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Wien – Vor sechs Monaten, mit Juli, ist Irmtraut Karlsson quasi eingerückt, um herauszufinden, wie der bescheidene Anteil an Soldatinnen beim Bundesheer von drei Prozent auf stattliche zehn Prozent gesteigert werden könnte. Zur Jahreswende hat die Beraterin von Hans Peter Doskozil (SPÖ) dem Verteidigungsminister ein Strategiepapier mit eineinhalb Dutzend Vorschlägen übermittelt, die demnächst weitgehend umgesetzt werden sollen.

Denn der Problemaufriss von Karlsson, einst Generalsekretärin der Sozialistischen Fraueninternationale, die sich als Abgeordnete in den Neunzigern auch einen Namen mit ihrem Kampf gegen Antipersonenminen gemacht hat, lautet: Anders als etwa beim Freiwilligenheer in den Niederlanden, wo Frauen sich nicht extra einer sportlichen Leistungsüberprüfung unterziehen müssen, befänden sich weibliche Bewerber für eine militärische Karriere in Österreich bis heute in einer "Hopp-oder-dropp-Situation".

Bei hochinteressierten jungen Frauen steuert bis dato nämlich alles auf zwei Tage in der Kaserne in Wels zu, wo sie sich zuerst dem medizinischen Eignungstest stellen müssen – und zum sportlichen kommt es erst gar nicht, wenn sie den ersten nicht bestehen, selbst wenn die Frauen sich mitunter davor schon monatelang auf eine Laufbahn beim Bundesheer vorbereitet haben.

Mix an Maßnahmen

Junge Männer dagegen hätten nach ihrem obligaten Stellungscheck mit 18 bis weit nach Absolvierung ihres Grundwehrdienstes Zeit und Gelegenheit, sich mit dem Berufsbild des Soldaten anzufreunden und auch darauf hin zu trainieren – was Doskozils Beraterin als "eine gewisse Chancenungleichheit" qualifiziert, auch wenn der Verteidigungsminister im Frühjahr in einem ersten Schritt schon verfügt hat, dass weibliche wie auch männliche Freiwillige, die durch die Eignungsprüfung rasseln, die ausstehenden Leistungen erst im Laufe ihres sechsmonatigen Grundwehrdienstes erbringen müssen.

Karlsson plädiert daher nun für einen weiteren Mix an unmittelbar durchführbaren Maßnahmen, um mehr Frauen fürs Militär anzuwerben – und auch zu halten.

  • Öffnung aller Stellungsstraßen Um die körperlich-medizinische Eignung also möglichst rasch abzuklären und keine Staus zu erzeugen, plädiert Doskozils Beraterin dafür, dass auch weibliche Bewerber bald bei allen sechs Stellungsstraßen hierzulande, also in Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz, St. Pölten und Wien, antreten dürfen.
  • Ausbildung in gemischten Gruppen Aktuell versehen 446 Soldatinnen beim Bundesheer Dienst, 90 Frauen befinden sich in Ausbildung. Um den "Aufwuchs" zu sichern, empfiehlt Karlsson, die Frauen "nicht zu vereinzeln", sondern möglichst halbe-halbe aufgeteilt den stets achtköpfigen Ausbildungsgruppen beim Militär zuzuweisen.
  • Mehr Girls' Camps Für Mädchen bietet das Bundesheer Girls' Camps als Anreizsystem an, wo neben exaktem Zeltaufbau auch erstes Scharfschießen geübt werden kann – allerdings bis dato nur bei den Jägerbataillonen in St. Michael und in Güssing. Hier tritt Karlsson für zwei weitere Standorte ein, damit auch junge Frauen im Westen von dem Angebot profitieren. Ebenfalls ein Anliegen: Dass die Camps nicht mehr im Herbst, fast zeitgleich mit dem Haupteinrückungstermin, abgehalten werden, sodass für fest Entschlossene nicht unnötige monatelange Wartezeiten entstehen. Immerhin haben im Vorjahr die ersten Grundübungen im Gelände dem Bundesheer 21 freiwillige Meldungen eingebracht.
  • Anwerben von Lehrlingen Junge Frauen, die wie Männer in einem technischen Lehrberuf beim Bundesheer ausgebildet werden, sollen für den Soldatenberuf aktiv angeworben werden. Parallel dazu soll auch die Informationsarbeit an den Schulen forciert werden.

Verteidigungsminister Doskozil zu dem Strauß an Empfehlungen seiner ehrenamtlich tätigen Beraterin: "Die Vorschläge sind für mich ganz entscheidend – und auch eine wesentliche Grundlage, um mehr Frauen für den Soldatinnenberuf zu gewinnen." Und er ist überzeugt: "Das Interesse am Militär steigt, auch bei den Frauen – und diesen Aufschwung müssen wir nutzen." (Nina Weißensteiner, 2.1.2017)