Kaum ist ein Streit beigelegt, bricht schon der nächste aus. Dabei war das erste Treffen von Donald Trump und Barack Obama unmittelbar nach der Wahl in den USA noch überaus friedlich verlaufen: Obama schlug betont friedliche Töne an, er bot Trump seine Hilfe an, rügte sein geknicktes Team, mit dem Jammern aufzuhören und gefälligst alles in die Wege zu leiten, um eine reibungslose Machtübergabe zu garantieren.

Nun, daraus wurde nichts. Die Sanktionen gegen Russland wegen der Hackerangriffe während des US-Präsidentschaftswahlkampfs sind das bisher jüngste Zeichen für die tiefe Kluft zwischen dem alten und dem neuen Präsidenten. Doch entgegen Trumps Klage, sein Vorgänger verpatze ihm vorsätzlich die Amtsübernahme, liegt das vielmehr ganz einfach daran, dass der Unterschied zwischen ihren Positionen bei vielen Themen größer kaum sein könnte. Die anfängliche Hoffnung, der Pragmatismus des designierten US-Präsidenten könne dazu führen, dass er weniger rabiat regieren werde, als er Wahlkampf geführt habe, ist inzwischen deutlich geschrumpft.

Dass für Trump Kritik an Israels Siedlungspolitik dem Ende der engen Freundschaft zu den USA gleichkomme, dass Putin ungestraft in einen ausländischen Wahlkampf eingreifen darf, dass in Zukunft atomar auf- statt abgerüstet werden soll – all das und noch viel mehr macht Obamas Versuch der Schadensbegrenzung überaus verständlich. (Anna Giulia Fink, 29.12.2016)