Wien – Der oft strapazierte Kalauer, dass Prognosen schwierig sind, besonders wenn sie die Zukunft betreffen, gilt naturgemäß vor allem für wissenschaftliche Entdeckungen. In der Astronomie und auch in der Raumfahrt hingegen sind Prognosen relativ gut möglich – und da wird 2017 eher unspektakulär. Immerhin geht es gleich einmal mit einer zusätzlichen Schaltsekunde los, die am 1. Jänner um 2 Uhr eingefügt wird.
In den Vereinigten Staaten wird es 2017 zum ersten Mal seit 1979 am helllichten Tag stockdunkel. Gemeint ist damit nicht die Amtseinführung des neuen Präsidenten Donald Trump am 20. Jänner um 12 Uhr. Nein, am 21. August wird es am Nachmittag zu einer totalen Sonnenfinsternis kommen.
Auch die Raumfahrt wird im Gegensatz zu den vergangenen Jahren in den nächsten zwölf Monate nicht die ganz großen Spektakel liefern. Absehbar ist, dass China 2017 endgültig zur Supermacht in Sachen Raumfahrt aufsteigen wird: Nachdem das Land der Mitte ab 2013 mit dem Mondfahrzeug Jadehase 31 Monate lang die Mondoberfläche erkundet hat, will das Land in der zweiten Jahreshälfte 2017 die robotische Mission Chang'e 5 zum Erdtrabanten starten.
China holt Mondgestein
Geplant ist die Landung am Mond, das Einsammeln von zwei Kilogramm Gestein und dessen Rücktransport zur Erde – erstmals seit 40 Jahren, als die russische Luna 24 Mondgestein zurück zur Erde brachte.
Von der Europäischen Raumfahrtagentur Esa und ihrem US-Pendant, der Nasa, sind hingegen keine Großtaten zu erwarten: Die für 2017 geplante Rückkehr der Nasa zur bemannten Raumfahrt wird auf frühestens 2018 verschoben. Die Aufgabe wurde ausgelagert und die US-Firmen Boeing und SpaceX mit der Entwicklung neuer Raumtransporter beauftragt. Die neue Nasa-Raumkapsel Orion, die nach ursprünglichen Plänen 2017 unbemannt um den Mond und wieder zurückfliegen sollte, wird diese Reise frühestens 2018 antreten. Immerhin könnte das erste private Mondfahrzeug Ende 2017 eine Runde am Mond drehen; womöglich dauert auch das bis 2018.
Ein Absturz in den Saturn
Wie geplant wird dagegen die von der Nasa in Zusammenarbeit mit der Esa ins All geschickte Sonde Cassini mehr als zwölf Jahre nach ihrer Ankunft am Saturn 2017 ihr geplantes Ende finden: Am 15. September soll die Raumsonde auf den Saturn stürzen und in den letzten Wochen und Monaten noch Daten und Bilder vom inneren Ringsystem des Gasriesen Saturn liefern.
In der Astrophysik könnte ab April ein Durchbruch bei der Erforschung Schwarzer Löcher gelingen: Neun Radioteleskope rund um den Planeten arbeiten zusammen, um als ein gemeinsames Observatorium den Ereignishorizont des Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße zu fotografieren. Falls der Versuch klappt, würde damit die allgemeine Relativitätstheorie Einsteins ein weiteres Mal getestet werden.
Lokalisierung der Ursprünge von Gravitationswellen
Auch in Sachen Gravitationswellen – der große Durchbruch 2016 – ist 2017 mit neuen Erkenntnissen zu rechnen: Neben dem US-amerikanischen Observatorium Ligo wird ein europäisches Observatorium namens Virgo in der Nähe von Pisa seinen Dienst aufnehmen, was vor allem die Lokalisierung der Herkunft von Gravitationswellen erleichtern sollte.
In der Teilchenphysik wird vermutlich der Large Hadron Collider des Cern in Genf im ersten vollen Jahr nach seiner Wiederaufrüstung Neuigkeiten liefern. Im ebenfalls aufgerüsteten Teilchenbeschleuniger SuperKEKB soll es 2017 zu ersten Kollisionen von Elektronen und Positronen kommen. Damit will man vor allem Unterschiede zwischen Materie und Antimaterie untersuchen. So wie am LHC ist Österreich auch am SuperKEKP beteiligt.
Fortschritte bei den Quantencomputern
Das Fachblatt Nature geht davon aus, dass im kommenden Jahr erstmals Quantencomputer Berechnungen durchführen werden, die selbst auf den besten klassischen Computern nicht möglich sind. Im Wettlauf um diesen Durchbruch stehen unter anderem Google, D-Wave aber auch Microsoft, wo man am alternativen topologischen Quantencomputing arbeitet. (Klaus Taschwer, 1.1.2017)