Wie geht es im neuen Jahr weiter? Schwer zu sagen, angesichts der vielen Unsicherheitsfaktoren. Fragt man die Experten deutscher Kreditversicherer, wird alles ein bisschen unsicherer.

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London – Deutsche Kreditversicherer stellen sich im neuen Jahr auf steigende wirtschaftliche Risiken ein. "Die Vorzeichen sind 2017 etwas unsicherer als 2016", sagte der Risikovorstand von Euler Hermes, Ulrich Nöthel, der Deutschen Presse-Agentur. Nach sieben Jahren mit rückläufigen Insolvenzzahlen rechneten Experten in Deutschland mit einem Ende des positiven Trends. Weltweit werde ein Anstieg erwartet.

Beim Euler-Hermes-Konkurrenten Creditreform sprach der Leiter der Wirtschaftsforschung, Michael Bretz, von ersten "Warnsignalen für die Insolvenzlage 2017". Grundsätzlich rechne Creditreform für das kommende Jahr in Deutschland jedoch noch mit einer Fortsetzung der positiven Entwicklung, allerdings in abgeschwächter Form, so Bretz.

Die erwarteten Insolvenzzahlen von 20.000 bis 21.000 Unternehmen näherten sich einer Stagnation. Noch im zu Ende gehenden Jahr 2016 habe es dagegen mit einem Minus um 6,4 Prozent einen deutlichen Rückgang gegeben.

Euler Hermes rechne im kommenden Jahr mit einer Zahl von rund 22.200 Pleiten in Deutschland, sagte Nöthel. Der durch die Insolvenzen angerichtete Schaden werde sich voraussichtlich jedoch erhöhen, da derzeit verstärkt wirtschaftlich bedeutende Unternehmen in eine Schieflage gerieten. Besonders davon betroffen sei derzeit etwa der Textileinzelhandel, der mit der zunehmenden Konkurrenz des Internets zu kämpfen habe.

Problematisches Umfeld

Auch im Ausland seien vor dem Hintergrund eines wachsenden Protektionismus und anhaltender Überkapazitäten etwa in der Stahlbranche wachsende Risiken zu beobachten, sagte Nöthel. Betroffen davon seien neben den USA, China und Großbritannien auch Schwellenländer wie die Türkei oder Staaten in Südamerika.

Auch Creditreform wies bei seinem Ausblick für 2017 auf Bedrohungen der Unternehmensstabilität durch ein "problematisches Umfeld" hin. "Der Brexit, ein möglicher Protektionismus in den USA und Unsicherheiten, die mit einer Vielzahl von Wahlen einhergehen, könnten die Unternehmen belasten und zu einem Wiederanstieg der Insolvenzen führen", so Bretz.

So droht in den USA nach der Prognose von Euler Hermes einem noch kräftigen Rückgang der Insolvenzzahlen in 2015 um 9 Prozent und einer etwa gleichbleibenden Entwicklung im laufenden Jahr ab 2017 eine Trendwende. Im kommenden Jahr werde nun wieder mit einer Zunahme der Pleitefälle gerechnet, sagte Nöthel.

Auch in Großbritannien rechneten Experten vor dem Hintergrund einer sinkenden Profitabilität in den Unternehmen nach sinken Pleitezahlen in der Vergangenheit wieder mit einem Plus um fünf Prozent. Nach einem massiven Anstieg der Zahlen in China um 24 Prozent im Jahr 2015 und 20 Prozent im Jahr 2016 werde sich der Negativ-Trend mit einem für 2017 erwarteten Insolvenzplus dort allenfalls etwas verlangsamen. (APA, 26.12.2016)