Tabbys Stern (hier links im Infrarotlicht, rechts im UV-Licht) ist ein Hauptreihenstern der Spektralklasse F und besitzt etwa die eineinhalbfache Größe der Sonne. Wie sie sollte er eigentlich ruhig vor sich hinstrahlen. Stattdessen fällt er durch unmotivierte Helligkeitsschwankungen auf.

Foto: University of Illinois at Urbana-Champaign

Urbana-Champaign – In den vergangenen eineinhalb Jahren regte ein Stern die Phantasie von Astronomen und Journalisten gleichermaßen an: KIC 846852, auch bekannt als Tabbys Stern, verblüffte die Forscher durch seine unregelmäßigen Helligkeitsschwankungen, die sich nicht mit bekannten astronomischen Prozessen erklären ließen. Schnell war klar: Gigantische Strukturen außerirdischer Intelligenzen, etwa eine wachsende Dyson-Sphäre, könnten sich immer wieder vor den Stern schieben und ihn so vorübergehend verdunkeln.

Tabbys Stern liegt in rund 1.480 Lichtjahren Entfernung von der Erde und erhielt seinen Spitznamen von Tabetha Boyajian von der Yale University, der Hauptautorin der ersten, aufsehenerregenden Veröffentlichung vom September 2015. Seither wurden zahlreiche weitere Studien zu KIC 846852 vorgestellt. Dass dort tatsächlich ET am Werk ist, konnte durch keine von ihnen erhärtet werden, obwohl einige diese Möglichkeit durchaus ins Auge fassten.

Nun ist wieder eine Arbeit zu dem stellaren Kuriosum erschienen, und diese liefert erstmals eine plausible These, wie es zu den Schwankungen in der Lichtkurve von KIC 846852 kommen kann, ohne dass eine fremde Zivilisation ihre Hände im Spiel hat oder – eine andere Hypothese – Kometenschwärme an dem Stern vorüberziehen. Ein Team um Karin Dahmen von der University of Illinois in Urbana-Champaign vermutet, dass der Stern derzeit interne Veränderungen durchläuft, die zu massiven Ausbrüchen an seiner Oberfläche führen. Diese Eruptionen könnten mitunter groß genug ausfallen, um das vom Stern abgestrahlte Licht zu blockieren.

Interne Veränderungen

Grundlage ihrer Theorie sind Untersuchungen der Beziehung zwischen den kleineren und den bis zu 22 Prozent ausmachenden großen Helligkeitseinbrüchen von Tabbys Stern. Mithilfe mathematischer Modelle entdeckten sie ein bekanntes Muster, das bereits aus der Lawinenforschung bekannt ist. Demnach könnten die geringeren Verdunkelungen jeweils gleichsam nur das Präludium der wesentlich größeren Verdunkelungsereignisse sein – und damit wohl eine Folge interner Abläufe.

"Wir hoffen, dass uns die Analyse weiterer Messdaten eine Möglichkeit gibt herauszufinden, welche konkreten Veränderungen in Tabbys Stern gerade ablaufen", meint Richard Weaver, Koautor der in den "Physical Review Letters" veröffentlichten Studie.

Vermutlich zur Erleichterung all jener, die immer noch auf das Wirken einer außerirdischen Macht hoffen, ergänzt der Forscher: "Wir müssen allerdings festhalten, dass das Fehlen jeglicher Periodizitäte bei den Verfinsterungen eine Bedeckung des Sterns durch andere Objekte nicht ausschließt. Unsere Analyse zeigt aber, dass durchaus auch andere, im Inneren des Sterns liegende Ursachen für das Phänomen verantwortlich sein können." (tberg, 31.12.2016)