Meisterkoch Ivo Brnjic kreierte das Wiener Schnitzel in Österreich-Form.

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Angela Merkel hat unlängst befunden, die Welt sei "aus den Fugen". In der Tat. Selbst der Konsum von Guten Morgen Österreich oder Seitenblicke liefert Belege für diese beunruhigende Diagnose. Da geht der Papst in Rom einfach so shoppen und kauft sich Gesundheitsschlapfen. Früher undenkbar so etwas bei einem unfehlbaren Pontifex maximus! Woran soll die Jugend noch glauben – vielleicht an die österreichische Justiz?

Noch ist es möglich, aber die Seitenblicke nähren Zweifel. Beim Treffen der EU-Justizminister ließ der hiesige Ressortchef Gästen ein Wiener Schnitzel in Österreichformat servieren. Diese Umgestaltung der hauptstädtischen Attraktion ist zunächst eine unhöfliche Anmaßung des Bundes.

Es müsste nicht wundern, würde Bürgermeister Häupl zur Unesco pilgern und die Verösterreicherung des panierten Weltkulturerbes zur Klage bringen. Wolfgang Brandstetters leichtsinniges Spiel gefährdet aber auch die föderale Balance des Landes.

Ja, noch lacht der Minister. Aber seine heitere Schilderung, bei der Herstellung eines Prototyps "Österreichschnitzel" sei ganz Vorarlberg abgefallen, lässt Kränkungsgefühle der Landeshauptleute befürchten. Sollte sich das "Österreichwiener" durchsetzen, würde jedes Bundesland per Kommission hinkünftig prüfen wollen, ob es auf Schnitzeln zu seinem geografischen Recht kommt.

Koch Ivo Brnjic hält zwar in den Seitenblicken solches und die Forderung nach weiteren Varianten (etwa Burgenlandschnitzel) zwecks föderaler Befriedung für unnötig, aber die Büchse der Pandora ist geöffnet. Gut, dass Weihnachten naht, so kann Brandstetters Ausrutscher unter föderale Weihnachtsamnestie fallen. (Ljubiša Tošić, 22.12.2016)