Grundlage für die neu entdeckten CRISPR/Cas-Systeme waren keine Mikroben aus dem Labor, sondern Mikroorganismen aus der freien Natur.

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Berkeley/Wien – Als die französische Molekularbiologin Emmanuelle Charpentier und ihre US-Kollegin Jennifer Doudna im Jahr 2012 die Gen-Schere CRISPR/ Cas9 entdeckten, wurde für Gentechniker eine ganz neue Tür aufgestoßen. Die vielbejubelte Methode erlaubt es, die DNA sehr präzise zu zerschneiden und zu verändern, um so neue Genstränge in die bestehende Erbinformation einzubauen.

Das Verfahren geht auf einen Mechanismus zurück, den Bakterien zur Abwehr von Bakteriophagen nutzen, indem sie Kopien kurzer DNA-Stücke der Viren in ihr eigenes Erbgut einbauen. Die Fragmente des Virenerbguts dienen den Bakterien als eine Art "Gedächtnis", um die virale DNA bei einem neuerlichen Befall zu erkennen und zu zerstören.

Auch Archaeen tun es

Nun haben Forscher um Jillian Banfield von der University of California in Berkeley eine neue Quelle für das CRISPR/Cas-System erschlossen. Das Team sammelte Einzeller aus dem Grundwasser, dem Erdreich, dem menschlichen Verdauungstrakt und zahlreichen weiteren Milieus und rekonstruierten deren DNA.

Dabei stießen sie laut Nature auf zwei völlig neue CRISPR/Cas-Systeme, denen sie die Bezeichnungen CRISPR/CasX und CRISPR/ CasY gaben. Eines davon fand sich in Archaeen, was die bisherige Annahme über den Haufen wirft, dass diese Einzeller ohne Zellkern nicht über den CRISPR/Cas-Mechanismus verfügen. Dass die neu entdeckten Systeme tatsächlich wie erwartet funktionieren, wurde in Jennifer Doudnas Labor bestätigt. (tberg, 22. 12. 2016)