Erhalten Unternehmer von der Hausbank kein Geld für Investitionen, ist die Suche nach einer alternativen Finanzierung oft der Ausweg.

Foto: APA/dpa/Matthias Balk

Wien – Braucht ein Unternehmen Geld für die Weiterentwicklung des Betriebs, führt der Weg meist zur Hausbank. Winkt diese ab, ist der Weg dann oft schon zu Ende, beklagt Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands der Finanzdienstleister der Wirtschaftskammer Österreich.

39,8 Prozent der Unternehmer konnten 2015 Investitionen nicht durchführen, weil sie keine externe Finanzierung erhalten haben. Das geht aus einer Studie zum Thema Unternehmensfinanzierung hervor, die die WKO und das Austria Wirtschaftsservice in Auftrag gegeben haben. Befragt wurden 1943 Unternehmer aus verschiedenen Branchen.

Unternehmer würden sich viel zu selten mit Alternativen zur Hausbank beschäftigen, sagt Dolzer. Der einzige Bereich, den Unternehmer neben der Hausbank auf dem Radar hätten, sei Leasing. Und hier auch nur im Kfz-Bereich und eventuell noch zur Anmietung von Maschinen. "Selbst dieser Bereich wird nicht ausgeschöpft", sagt Dolzer und hält fest, dass Leasing noch dazu den Vorteil hat, dass die Bilanz des Unternehmens nicht belastet wird.

Rückstau bei Investitionen

Dass es zu einem Rückstau bei den Investitionen kommt, hält Dolzer für ein Alarmsignal. Und dass die Banken seit Basel II und III risikoaverser geworden sind und Kredite seltener vergeben, liegt für den Experten auf der Hand. Daher rät Dolzer, dass sich Geld suchende Unternehmer auch an gewerbliche Vermögensberater wenden, die überdies als Kreditmakler tätig sind. Diese Personen könnten helfen, Unternehmen und Finanzierer zusammenzubringen. Denn es könne ja sein, dass die Hausbank in einem Bereich aktuell kein Risiko mehr nehmen kann, eine andere Bank aber schon.

Unternehmer gehörten laut Dolzer jedenfalls ermutigt, sich nach alternativen Finanzierungen umzusehen. Pfandleihe, Venture Capital, Private Equity, Business Angels, Crowdfunding, stille Beteiligungen oder auch Kommanditmodelle seien Beispiele für eine Kapitalaufnahme. "Ideal wäre auch, wenn große Ucits-Aktienfonds einen kleinen Teil ihres Geldes in die direkte Unternehmensbeteiligung stecken könnten", sagt Dolzer. Auf EU-Ebene gebe es dazu derzeit aber keinen Konsens.

Alternative Lösung

Dass die Suche nach einer alternativen Finanzlösung in Österreich noch immer keine Tradition hat, liegt für Dolzer auch daran, dass Unternehmer ein Mitspracherecht der Investoren fürchten – was bei einigen Finanzierungsmodellen der Fall ist. Auch der Beratungsaufwand ist mitunter größer, da eine Beteiligung komplexer abzuwickeln ist, als etwa mit der Hausbank neuerlich einen Kredit abzuwickeln.

Der Zugang zu einer alternativen Finanzierung sollte laut Dolzer erleichtert bzw. gefördert werden. Dass Nachrangdarlehen nur noch der KeSt unterliegen (die Zinsen sind derzeit auch einkommenssteuerpflichtig), wäre ein erstes Signal. Auch einen Freibetrag bei der Einkommensteuer kann sich Dolzer vorstellen, wenn jemand einem Unternehmen Geld zur Verfügung stellt. Denn sieht man sich das Verhältnis Banken zu Börsenfinanzierungen an, so zeigt sich, dass Österreich – etwa im Vergleich zu Amerika – weit hinterherhinkt. (Bettina Pfluger, 22.12.2016)