Dagmar Cassiers: Sex-Pass. € 13,95 / 264 Seiten. Tredition, 2016.

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Sex macht glücklich oder extrem unglücklich. "Eine erfüllte Sexualität ist eine starke, Beziehung stützende und tragende Basis", sagt die Paartherapeutin Dagmar Cassiers. Ihr Buch soll Partnern dabei helfen, das eigene Sexual-Profil zu konkretisieren und mit dem des Partners abzugleichen – im Idealfall soll es so zum sexuellen "Wir" kommen.

Im "Theorieteil" des Buches, dass namentlich und optisch an einen Impfpass erinnert, zählt Cassiers klassische "sexuelle Fallen" auf – dazu zählen etwa Alltags-, Sprachlosigkeits- oder Machtfallen, die dem gemeinsamen Glück im Weg stehen können. Mancher Leser findet sich vielleicht auch in den zahlreichen Fällen aus ihrer Praxis wieder, die die Autorin auf über 50 Seiten ausführlich schildert, bevor die Lektüre dann in den "praktischen Teil", den Sex-Pass übergeht.

Dort geht es vor allem um die Persönlichkeitsmerkmale der Partner. Sie zu kennen, kann wesentlich zur "sexuellen Passgenauigkeit" eines Paares beitragen. Dazu versucht die Autorin mithilfe eines Fragenkatalogs, dem Leser bei der Definition seines sexuellen Wunschpartners behilflich zu sein. Wer die Fragen gemeinsam durcharbeitet, kann Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten.

Ohne Hemmungen über Sex reden

Das erklärte Ziel dahinter: Vorurteilsfrei, offen und ohne Hemmungen über die eigene Sexualität sprechen. Beantwortet werden die einzelnen Fragen auf einer Skala von eins (ist mir sehr wichtig) bis fünf (geht gar nicht). Liegen die Antworten der Partner weit auseinander, besteht dringender Gesprächsbedarf, so Cassiers. Nur bei wenigen Fragen, sind stark gegensätzliche Antworten erwünscht.

Dabei funktioniert das Buch für viele Paare wohl vor allem als Ideensammlung. Bei 423 Fragen zu Vorlieben und Abneigungen – gemeinsames Lesen erotischer Schriften, ungewaschen Sex haben, Lecken des Haaransatzes, Sex in Socken, Schmerzen durch Haarspangen, Soziale Schichtunterschiede, um nur einige Beispiele zu nennen – ist für die meisten wohl zumindest ein Vorschlag dabei, an den zuvor im Schlafzimmer noch kein Gedanke verschwendet wurde. Das regt die Kreativität und vermutlich auch die Libido an. (Bernadette Redl, 9.1.2017)