Rose Machange und ihre Nachbarinnen aus dem Dorf Ngurdoto im Norden Tansanias nahe Arusha sind mit eingelegten Biomangos und alten Honigsorten erfolgreich.

Foto: Schilly

Die Frauen unterschiedlicher Dörfer teilen sich eine Produktionsstätte. Das genaue Rezept für ihre eingelegten Mangos verraten sie nicht, aber soviel ist klar: Es ist viel Chilipulver enthalten.

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Rose Machange lässt ihre Hände über ein Feld gleiten und zupft mit schnellen Handbewegungen Blätter heraus: Moringa, Guava, Aloe Vera, Amaranth, Jatropha oder Yams wachsen hier dicht nebeneinander: Zu jeder Pflanze kann die 57-Jährige Verwendungsmöglichkeiten aufzählen. In dem Dorf Ngurdoto im Norden Tansanias werden seit Jahren alte Sorten angebaut, die fast schon in Vergessenheit geraten sind. Kräuter, Gemüse und Früchte werden nicht nur gegessen, sondern auch gegen Krankheiten und Verletzungen eingesetzt. Pestizide und genmanipuliertes Saatgut sind tabu. "Wir müssen die Natur schützen, um weiterhin von ihr leben zu können", sagt Machange.

Durch die höhere Lage ist die Vegetation grüner und dichter als in dem nur wenige Kilometer entfernten Touristenzentrum Arusha. Hinter meterhohen Bananenstauden und intensiv purpur blühenden Jacaranda-Bäumen ist der Kilimandscharo zu sehen. Einige Wochen im Jahr ist die Ernte so üppig, dass noch vor einigen Jahren vieles am Boden verrottete: Es fehlten die Abnehmer. Zur Regenzeit wurde die Nahrung knapp, die Dorfbewohner hungerten. Vor 13 Jahren begannen die Frauen daher ihre Ernte haltbar zu machen. Das nötige Wissen für Verarbeitung und Verkauf kam von der tansanischen NGO Wodsta (Women Development for Science and Technology Association), das Kapital zur Umsetzung von Spendengeldern der Sternsinger der Katholischen Jungschar in Österreich.

Einladung zu Gourmetmesse

Dadurch entstand etwa die Idee, Mangos pikant einzulegen. Die Produkte werden biologisch angebaut und verarbeitet, es werden keine künstlichen Konservierungsstoffe verwendet. Die Mangostücke werden mit Essig, Öl, Salz und viel Chili haltbar gemacht. Das Projekt startete mit zehn Frauen, heute teilen sich je fünf bis 20 Frauen aus zwölf Dörfern die Küchen einer Produktionsstätte in Arusha.

"Viele wollen Profit machen und setzen Pestizide ein. Aber wir setzen auf Bio. Wir sind stolz auf die Qualität unserer Produkte", sagt Machange. Die Mangos sind so beliebt, dass sie bis in die Millionenmetropole Daressalam verkauft werden. Auch mit dem säuerlich schmeckenden "Buschhonig" einer fast schon ausgestorbenen Bienenart sind die Frauen erfolgreich. Die internationale Organisation Slow Food hat einige Bäuerinnen im Vorjahr zur Gourmetmesse nach Turin eingeladen.

Bis zu 80 Prozent der 53 Millionen Einwohner des ostafrikanischen Staates leben von ihrer Landwirtschaft. Der Großteil der Arbeit bleibt an den Frauen hängen. Trotzdem entscheiden meist die Männer über Ernte und Einkommen. Die Frauen aus Ngurdoto verwalten ihr Geld selbst. 1800 Gläser an eingelegten Mangos haben sie heuer produziert und rund 1500 Euro verdient. Ein stattlicher Betrag in einem Land, in dem die Hälfte der Menschen von weniger als 1,88 Euro am Tag leben muss. (Julia Schilly aus Arusha, 22.12.2016)