Wien – Mehr als 24.300 Tiere und Pflanzen gelten zum Jahreswechsel als bedroht. Die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN verzeichnet noch nie zuvor mehr gefährdete Arten. Die Gründe sind der Klimawandel, schwindender Lebensraum oder illegaler Handel, meistens steckt dahinter der Mensch, berichtete der WWF.

"Es liegt demnach in unserer Hand, Lebensraumverlust und Wilderei zu stoppen und den Klimawandel zu begrenzen", meint die Umweltschutzorganisation. Für manche Arten wie den Schneeleoparden sei die Bilanz durchwachsen: Aufgrund von Naturschutzmaßnahmen blieb der Bestand in der Mongolei stabil, in seinen übrigen Verbreitungsgebieten bleibt sein Zustand jedoch alarmierend. Andere Spezies blicken dagegen auf ein düsteres Jahr zurück.

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Folgende fünf Arten können sich laut WWF als Gewinner des vergangenen Jahres betrachten:

Tiger

Der illegale Handel mit Tigerprodukten floriert – sowohl mit Wild- als auch mit Zuchttieren. Es ist deshalb als Erfolg zu werten, dass an der Artenschutzkonferenz Chinas Antrag zum Ausschluss von Tigerfarmen abgelehnt wurde. Zudem verkündete Laos, seine Tigerfarmen zu schließen. Beides sind wichtige Schritte für die gestreiften Raubkatzen, nahm doch bei den Beschlagnahmungen von Tigerhaut und -knochen die Anzahl jener aus Farmen zu.

Foto: AP/Aijaz Rahi

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Graupapagei

Graupapageie sind beliebte Haustiere und gehören zu den am häufigsten gezüchteten Tieren. Weil die Nachfrage so groß ist, werden sie in freier Wildbahn gefangen und als angebliche Zuchtvögel verkauft. In den letzten Jahren sind die Wildpopulationen deshalb stark eingebrochen. Eine Mehrheit der Länder hat sich nun an der Artenschutzkonferenz dafür ausgesprochen, die Graupapageie in die höchste Schutzkategorie aufzunehmen. Dies verbessert die Kontrollen und erschwert den Betrug bei der Herkunftsdeklaration der Zuchtvögel.

Foto: REUTERS/Edward Echwalu

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Feuerfisch

Aufgrund von steigenden Wassertemperaturen im Mittelmeer fühlt sich der exotische und giftige Indische Rotfeuerfisch Pterois miles immer wohler. Sie profitieren vom Klimawandel und vermehren sich vor allem im Süden Zyperns immer mehr. Die gefrässigen, 35 Zentimeter großen Rotfeuerfische – die normalerweise im Roten Meer und im Indischen Ozean vorkommen – gelangen über den Suez Kanal ins Mittelmeer. Sie ernähren sich von Fisch und Krustentieren. Für die Biodiversität hingegen ist ihre Zunahme negativ, bringt sie doch das ökologische Gleichgewicht durcheinander.

Foto: REUTERS/Christa Cameron

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Adelie- und Kaiserpinguin

Ein Drittel aller Adelie-Pinguine und ein Viertel aller Kaiserpinguine (im Bild, mit Robo-Pinguin) sind im antarktischen Rossmeer im Südpolarmeer beheimatet. Dieses ist eines der letzten unberührten Meere auf dem Planeten und spielt künftig als Rückzugsraum für kälteliebende Arten eine große Rolle. Die Mitgliedsstaaten der internationalen Kommission zur Erhaltung lebender Meeresressourcen haben kürzlich im Rossmeer das größte Meeresschutzgebiet der Welt ausgewiesen und 1,5 Millionen Quadratkilometer unter Schutz gestellt.

Foto: AP/Frederique Olivier

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Kirschessigfliege

Die Kirschessigfliege ist ein eingeschleppter Schädling aus dem asiatischen Raum, der Lebensraum gewinnt. In der Schweiz wurde er erstmals im Jahr 2011 nachgewiesen. Seither breitet er sich rasch aus. Die Kirschessigfliege befällt unbeschädigtes Obst wie Kirschen und Trauben bevor sie geerntet werden und verursacht dadurch Schäden in der Landwirtschaft. Ihr kurzer Generationszyklus macht sie zu einem schwer bekämpfbaren Insekt.

Foto: APA/EPA/FREDRIK VON ERICHSEN

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Repräsentativ für alle Verliere stehen dagegen heuer:

Afrikanischer Löwe

Er galt als der Herrscher der Savannen, inzwischen ist seine Situation jedoch dramatisch: Auf dem ganzen afrikanischen Kontinent gibt es höchstens noch 23.000 bis 39.000 Löwen. In Afrika ging ihr Lebensraum in den letzten 50 Jahren etwa um 75 Prozent zurück. Reißt ein Löwe ein Rind, ist der finanzielle Schaden der Bauern immens. Die Löwen werden oftmals vergiftet oder erschossen. Auch Wilderer erlegen Löwen, um ihre Körperteile in Asien zu verkaufen, welche auf dem Gebiet der Traditionellen Asiatischen Medizin einen hohen Wert haben.

Foto: REUTERS/Radu Sigheti

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Giraffe

Laut der Weltnaturschutzunion IUCN ist die Zahl der Giraffen von 155.000 im Jahr 1985 auf 97.000 im 2015 gesunken. Ihr Lebensraum wird immer mehr zerstückelt oder in Plantagen umgewandelt, so dass die Zukunft für die Huftiere alles andere als rosig erscheint. Zudem stellen immer mehr Wilderer den Tieren nach. Sie jagen sie wegen ihres Fleisches oder ihres Fells.

Foto: REUTERS/Goran Tomasevic

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Afrikanischer Savannenelefant

Die Bestände der Savannenelefanten sind zwischen 2007 und 2014 von knapp einer halben Million auf rund 350.000 Tiere zurückgegangen. Das entspricht rund einem Drittel und ist das Ergebnis einer großen Elefantenzählung (Great Elephant Census, GEC), die in 18 afrikanischen Ländern durchgeführt wurde. Um jährlich acht Prozent gehen die Bestände derzeit zurück, aus vielen Regionen könnten Savannenelefanten in naher Zukunft verschwunden sein. Hauptbedrohung der Elefanten ist die Wilderei, die von international agierenden Banden organisiert wird.

Foto: Reuters/Antony Njuguna

Sphagnum-Moos

Torfmoose (Sphagnum) leisten Großartiges: Sie speichern Regenwasser und bilden dadurch ganze Ökosysteme, die wiederum riesige Mengen CO2 speichern. Moore sind weltweit gefährdet. Sie werden für Gartenerde oder Brennmaterial abgebaut. Entwässerungsgräben entziehen ihnen das lebensnotwendige Wasser. Wegen der intensiven Tierhaltung mit importiertem Futtermittel gibt es in Österreich kein einziges Hochmoor, das nicht durch zu hohe Stickstoffeinträge geschädigt wird. Immer, wenn Sphagnum-Moose sterben, entweicht gespeichertes CO2 in die Atmosphäre, was den Klimawandel anheizt.

Foto: Justin Meissen

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Walhai

Veränderungen in der Ozeantemperatur und der chemischen Zusammensetzung des Wassers bedrohen den größten Fisch der Erde. Walhaie werden noch immer gejagt oder enden als ungewollter Beifang in den Netzen der globalen Fangflotten. Die Art gilt seit diesem Jahr als stark gefährdet.

(red, 1.1.2017)

Foto: REUTERS/David Loh