Die Landeshauptleute Wilfried Haslauer, Markus Wallner, Hans Niessl (hinten), Günther Platter, Erwin Pröll, Hermann Schützenhöfer und Josef Pühringer bei der Feier.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Bunte Mischung: Pröll mit Ehefrau Elisabeth (links), Kardinal Christoph Schönborn, Schauspielerin Ursula Strauss, dem ehemaligen Teamchef Josef Hickersberger und dem Präsidenten der Österreichischen Nationalbank, Claus Raidl.

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Die Pröll-Fäuste.

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Göttweig – Ein Festgottesdienst in der Göttweiger Stiftskirche hat am Samstagnachmittag den Auftakt für die Feierlichkeiten anlässlich des 70. Geburtstages von Erwin Pröll (ÖVP) gebildet, den der niederösterreichische Landeshauptmann am Heiligen Abend begeht. 3.000 Gäste aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport erwartete die "Großfamilie" ÖVP.

"Der Herrgott hat's ganz schön gut mit mir gemeint." Er habe "wirklich Glück gehabt" in seinem Leben und "unglaublich viele Geschenke" erhalten, meinte Pröll in seinen Dankesworten zum Ausklang des Gottesdienstes.

Der christliche Glaube habe ihn immer begleitet und diese Heilige Messe sei ihm daher ein besonderes Anliegen gewesen, so Pröll. Der Herrgott sei ihm Stütze und Richtschnur im privaten und politischen Leben gewesen. Pröll sprach im Blick zurück von "glücklichen sieben Jahrzehnten": Er erinnerte sich an seine glückliche Kindheit in einer bäuerlichen Familie, die Eltern hätten ihm eine – damals nicht selbstverständliche – Ausbildung ermöglicht. Dann begegnete er seiner Frau Sissy, die ihn seit nun 45 Jahren begleite, die Familie manage und ihm den Rücken frei halte. Der Landeshauptmann bezeichnete seine Familie – vier Kinder, die am Samstag auch die Fürbitten lasen, und sechs Enkel – als Zentrum der Kraft. Gemeinsam habe man so manchen Schicksalsschlag durchgestanden und zusammengehalten.

Die zufällige Begegnung bei einer politischen Diskussion mit Sixtus Lanner vor 44 Jahren sei die Grundlage für seinen politischen Weg gewesen, der ihn keine Minute gereut habe, betonte Pröll. Er dankte Weggefährten und seinem "großartigen" Team.

Übertragung ins Festzelt

Abt Columban Luser hatte Pröll als "Landeskaiser" begrüßt, der an diesem Nachmittag für "Kaiserwetter" über Göttweig gesorgt habe. Die Stiftskirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die vom St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng zelebrierte Messe wurde auch ins eigens aufgestellte Festzelt übertragen. Kardinal Christoph Schönborn erinnerte daran, dass Pröll immer klar zu seinem christlichen Glauben und seiner christlichen Überzeugung gestanden sei.

"Geburtstag feiern heißt das Leben feiern. Leben ist Geschenk", betonte der Propst des Stiftes Herzogenburg, Maximilian Fürnsinn, in seiner Predigt. Er verwies auf die politische Berufung Erwin Prölls, dessen langjährigem Wirken und Charisma das Land viel zu verdanken habe – vor allem auch die Entwicklung einer "unglaublichen Identität" und eines Landesbewusstseins. Der Prälat hob zudem hervor, dass der Landeshauptmann immer zum Christentum gestanden sei und stehe.

"Nie ein Mittelfeldstratege"

Die Liste der Gäste aus der Politik in Göttweig führten Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und die ÖVP-Minister Wolfgang Sobotka, Wolfgang Brandstetter sowie Andrä Rupprechter an. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) musste sich krankheitsbedingt entschuldigen. Zudem erwiesen die weiteren ÖVP-Landeshauptleute – Hermann Schützenhöfer, Josef Pühringer, Wilfried Haslauer, Günther Platter und Markus Wallner – ihrem niederösterreichischen Amtskollegen die Ehre. Burgenlands Hans Niessl (SPÖ) war ebenso gekommen wie der Landesvorsitzende der SPÖ Niederösterreich, St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler. Vollständig vertreten war zudem die Regierungsmannschaft der Volkspartei Niederösterreich.

Pröll sei "eine der wichtigsten Bastionen der Österreichischen Volkspartei", sagte Mitterlehner bei der Feierstunde. Dass er als einziger Landeschef mit absoluter Mehrheit regiert, "spricht für Erwin Pröll und sein Team".

"Du bist der Beste, du bleibst der Beste und bleib g'sund", sei ihm geraten worden zu Pröll zu sagen, scherzte Schützenhöfer, derzeitiger Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz und gebürtiger Niederösterreicher, weil in Edlitz (Bezirk Neunkirchen) geboren.

Pröll "ist ein Politiker, der sein Wort hält, stellte Nationalbank-Präsident Claus Raidl fest. "Und er genießt Vertrauen." Für den ehemaligen ÖFB-Teamchef Josef Hickersberger war Pröll "nie ein Mittelfeldstratege", sondern "eher mitte-rechts". "Ich habe ihn als Mitspieler (im Club Niederösterreich, Anm.) sehr geschätzt, weil man mit ihm gewinnen konnte, was ihn auch in der Politik auszeichnet." Pröll habe nicht nur den Club Niederösterreich als Spieler, "sondern das ganze Land besser gemacht".

Figl und Hartmann als politische Vorbilder

Pröll wurde am 24. Dezember 1946 als "Christkind" in eine Weinbauernfamilie in Radlbrunn (Bezirk Hollabrunn) geboren. Die Katastralgemeinde von Ziersdorf blieb bis heute sein Zuhause. Nach der Matura in Tulln und dem Präsenzdienst studierte er an der Universität für Bodenkultur. Noch vor seiner Promotion als Agrarökonom wurde Pröll 1972 in den Österreichischen Bauernbund geholt und dort bald wirtschaftspolitischer Referent.

Seine politische Karriere begann Pröll im Ortsbauernrat. Bereits mit 33 Jahren wurde er in die niederösterreichische Landesregierung gewählt. Am 22. Oktober 1992 trat er die Nachfolge als Landesparteiobmann von Siegfried Ludwig (ÖVP) an. Er ist damit der derzeit längst amtierende Landeshauptmann Österreichs. Der Jubilar gilt freilich nicht nur in Niederösterreich als starker Mann. Sein Wort hat seit Jahren auch in der ÖVP allgemein und somit auch auf dem bundespolitischen Parkett großes Gewicht.

Pröll, der mit Leopold Figl und Eduard Hartmann zwei seiner Vorgänger als politische Vorbilder nennt und den Ende Oktober 2010 verstorbenen Altlandeshauptmann Andreas Maurer stets als väterlichen Freund bezeichnete, hat wiederholt betont, gern "erster Diener" des Landes zu sein. Bei seinem ersten Antreten als Spitzenkandidat 1993 führte die Kandidatur des kurz zuvor gegründeten Liberalen Forums (LIF) dazu, dass die ÖVP die absolute Mehrheit verlor – die sie zehn Jahre später mit 53,3 Prozent zurückeroberte und sowohl 2008 (54,4 Prozent) als auch 2013 (50,8 Prozent) mit Pröll an der Spitze verteidigte. (APA, red, 18.12.2016)