Bagdad – Human Rights Watch hat regierungsnahen Milizionären im Irak die außergerichtliche Hinrichtung von mutmaßlichen IS-Kämpfern vorgeworfen. Die Menschenrechtsorganisation sprach am Sonntag unter Berufung auf Angaben von Bewohnern, dass die Exekutionen Ende November in Shajalat al-Imam südlich von Mosul (Mossul) stattgefunden hätten.

Demnach waren irakische Sicherheitskräfte bei mindestens einer Hinrichtung durch die Mitglieder einer Stammesgruppe anwesend, sie hätten aber nicht eingegriffen. Die irakische Regierung müsse klarstellen, dass regierungsnahe Milizen "kein grünes Licht haben, um Gefangene zu misshandeln oder hinzurichten", erklärte Lama Fakih von Human Rights Watch. Das gelte unabhängig davon, was den Verdächtigen vorgeworfen werde, hieß es unter Verweis auf die mutmaßliche Mitgliedschaft der Gefangenen in der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Der Organisation zufolge zwangen die Milizionäre, die der Stammesgruppe der Jubur angehören sollen, die Verdächtigen, sich südlich des Dorfes auf offenem Gelände zu versammeln. Sie sollen dann einen Mann getötet haben. Nach Angaben seines Bruders gehörte dieser dem IS zwar kurzzeitig an, er verließ die Gruppe demnach aber später wieder und kehrte zu seiner Familie zurück. Bewohner sagten weiter, später seien die Leichen von drei weiteren Männern gefunden worden.

Die irakische Regierung stützt sich seit 2014 im Kampf gegen den IS auch auf die Hilfe von paramilitärischen Gruppen. In Mosul, der letzten großen irakischen Stadt unter IS-Kontrolle, läuft derzeit eine Großoffensive, um die Jihadisten zu vertreiben. (APA, AFP, 18.12.2016)