Die durch Naturforscher Konrad Lorenz berühmt gewordenen Graugänse watscheln weiter durch Grünau im Almtal.

Foto: Robert Newald

Linz – Kurt Kotrschal ist hörbar zufrieden: "Die Sonne scheint, alles ist gut und wir freuen uns." Der Grund für die entspannte Gemütslage des Verhaltensforschers findet sich aber nicht etwa in einer bahnbrechenden Entdeckung biologischen Ursprungs. Vielmehr liegt dem Forscherlächeln eine gute Nachricht aus dem Linzer Landhaus zu Grunde: Dem Neubau der in die Jahre gekommenen Konrad-Lorenz-Forschungsstelle (KLF) in Grünau im Almtal steht dank einer kräftigen Finanzspritze nichts mehr im Wege.

Die "Außenstelle" der Universität Wien ist derzeit in einem angemieteten Gebäude außerhalb des Wildparks in Grünau untergebracht. Der Komplex aus dem 17. Jahrhundert, in dem sich Nobelpreisträger Konrad Lorenz ab 1973 intensiv der Graugans widmete, ist veraltet und die Räumlichkeiten für moderne Forschungstätigkeiten nicht optimal.

Alternative Standorte angedacht

Für einen Neubau hat die Universität Wien zunächst auch alternative Standorte außerhalb Oberösterreichs in Betracht gezogen. Was sogleich die Landespolitik in Alarmbereitschaft versetzte. "Es war keine leichte Übung, aber in einem gemeinsamen Kraftakt haben wir es geschafft. Die Forschungsstelle sichert Oberösterreich einen Platz in der internationalen Auslage. Da mussten wir als Land reagieren. Wenn nicht, wäre das so, als würde der ÖSV zulassen, dass der Marcel Hirscher eine andere Staatsbürgerschaft bekommt", ist Landeshauptmannstellvertreter Thomas Stelzer (ÖVP) überzeugt.

1,1 Millionen Euro steuert somit das Land zur Gesamtbausumme in der Höhe von 1,7 Millionen Euro bei. Ein Viertel kommt zusätzlich noch vom Betreiberverein des Cumberland Wildparks. Spannend ist, dass der Bund den Graugänsen, Rabenvögeln und Waldrappen etwas zwitschert – und im Finanzplan nicht aufscheint.

Fertigstellung 2018 geplant

Mit den Bauarbeiten für die neue, rund 700 Quadratmeter große Forschungsstelle soll im Frühjahr 2017 begonnen werden. Die Fertigstellung und der Bezug des Neubaus sind für 2018 geplant. Vor allem wird das neue Gebäude in den Wildpark integriert, um so Synergien, etwa in der Tierhaltung, besser nutzen zu können.

Der Neustart bezieht sich im Übrigen nicht nur auf das Gebäude. Kotrschal: "Es wird nichts so weiterlaufen wie bisher, es wird auch ein konzeptioneller Neustart." Man wolle die Spitzenforschung im Almtal "deutlich ausweiten" und vor allem auch die Öffentlichkeit künftig stärker einbinden, erläutert Regina Hitzenberger, Vizerektorin für Infrastruktur an der Universität Wien.

Kurt Kotrschal selbst wird übrigens 2017 dem traditionsreichen Forschungshaus in malerischer Umgebung zumindest als Leiter nicht mehr zur Verfügung stehen: "An der Uni geht man mit 65 in Pension. Ich werde mich natürlich auch künftig einbringen, möchte aber nicht meinem Nachfolger im Weg stehen."

"Sehen die braunen Flecken"

Architektonisch wird man sich beim Neubau nicht weit aus dem Fenster lehnen. Als Vorlage dient das Original. "Jeder kennt das Bild von Konrad Lorenz, wo er auf der alten Holzbank mit zwei Graugänsen am Schoß vor dem Haus sitzt. Dieses Bild gilt es in den Köpfen zu erhalten", ist Johann Vielhaber, Präsident des Betreibervereins des Wildparks Grünau, überzeugt.

Erhalten bleibt übrigens auch, trotz aller Diskussion rund um die NS-Vergangenheit von Konrad Lorenz, der Name der Forschungsstelle. Kotrschal: "Wir müssen uns für den Namen nicht schämen. Wir sind deswegen aber nicht blind und sehen durchaus die braunen Flecken. Aber man muss sich nicht so erblöden wie die Uni Salzburg, die Lorenz die Ehrendoktorwürde aberkannt hat." (Markus Rohrhofer, 17.12.2016)