Der Zinsschritt mag klein sein und das Dollar-Zinsniveau immer noch historisch sehr niedrig. Aber die geldpolitische Wende, die die Federal Reserve am Mittwoch bekräftigt hat, könnte dramatische Auswirkungen haben – wirtschaftlich und politisch.

Höhere Zinsen konterkarieren den Konjunkturschub, den sich die Märkte von Donald Trumps Investitions- und Steuersenkungsprogramm erhoffen. Der Präsident in spe könnte sich dafür revanchieren, indem er den Vertrag von Fed-Chefin Janet Yellen nächstes Jahr nicht verlängert. Der Verlust an Unabhängigkeit der Notenbank, der damit verbunden wäre, würde ihn wohl nicht stören.

Noch folgenreicher wäre ein weiterer Anstieg des Dollars. Dies würde genau jene US-Industrie belasten, die Trump fördern will, und ihn zu noch härteren protektionistischen Maßnahmen verleiten. Die Zinspolitik der Fed könnte indirekt neue Handelskonflikte anheizen.

Zahlreiche Schwellenländer haben sich in Zeiten der Nullzinsen in Dollars verschuldet und fürchten nun einen massiven Anstieg der Schuldenlast und einen raschen Kapitalabfluss. Neue Finanzkrisen in wirtschaftlich fragilen Regionen könnten die Folge sein.

Doch all das ist kein Grund, die US-Zinsen nicht zu erhöhen. Die Wirtschaft hat längst wieder einen Normalzustand erreicht, nun sollte das auch die Geldpolitik tun. Der Rest der Welt muss damit fertigwerden. (Eric Frey, 15.12.2016)