Die Pläne von Architekt Isay Weinfeld wurden adaptiert: Das Hotel Intercont (links) wird nicht saniert, sondern neu gebaut. Der Luxuswohnturm wird 66 Meter hoch, sieben Meter kleiner als vorgesehen.

Foto: Isay Weinfeld / Sebastian Murr

Wien – Die Präsentation der adaptierten Pläne für die Neugestaltung des Wiener Heumarkts samt 66-Meter-Turm am Dienstag hat die österreichische Unesco-Kommission, Grünen-Politiker wie Bundeskultursprecher Wolfgang Zinggl und Vertreter aus dem ersten Bezirk sowie Denkmalschützer verstört. Aber auch ausgewiesene Experten für Stadtplanung waren verärgert: Denn die Veröffentlichung der Pläne fand just einen Tag vor der Sitzung des Wiener Fachbeirats für Stadtplanung und Stadtgestaltung statt.

Das ist jenes Expertengremium, das sich seit 2014 bereits fünf Mal mit dem ursprünglichen Projekt am Heumarkt beschäftigt hat. In seiner jüngsten Stellungnahme vom Juni wurde vor allem der Turmbau kritisiert. Die Proportion des Turms, damals waren noch 73 Meter geplant, wurde als "problematisch" erachtet. Dessen gedrungene Massivität würde sich "der Einfügung in den Kontext entziehen".

Am Mittwoch diskutierten die Experten das neue Konzept mit dem 66-Meter-Turm. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) wollten das Ergebnis der Sitzung aber nicht abwarten. Wegen des laufenden Verfahrens wollte Rüdiger Lainer, der Vorsitzende des Fachbeirats, keine Stellungnahme abgeben.

Stadt verteidigt Pläne

Im Büro von Vassilakou wurden am Mittwoch die neuen Detailpläne für den Heumarkt verteidigt und vor allem auf den Mehrwert für die Öffentlichkeit verwiesen. So soll etwa neben dem Turm das neu gestaltete Areal des Wiener Eislaufvereins (WEV) außerhalb der Saison geöffnet werden. Der WEV erhalte eine Ganzjahreseishalle, die umliegenden Schulen einen neuen Turnsaal.

Bedenken der österreichischen Unesco-Kommission, wonach die Aberkennung des Weltkulturerbes drohe, wollte man nicht teilen. Man werde der Unesco spätestens im Februar einen Bericht mit den neuen Plänen vorlegen, hieß es. Die Unesco müsse ihre Standpunkte hinterfragen, wenn diese weiterhin auf eine maximale Bebauungshöhe von 43 Metern in der Kernzone des Welterbes bestehe. Im Rathaus meint man dazu, dass man Stadtplanung "nicht mit dem Zentimetermaß betreiben könne".

"Auf dem Weg zur Aberkennung"

Ganz anders sieht das die Initiative Denkmalschutz: Mit dem Turm sei Wien "zielsicher auf dem Weg zur Aberkennung des Unesco-Welterbetitels" . Die Initiative sieht Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) gefordert, da die Republik Vertragspartner der Unesco ist. Eine Stellungnahme Drozdas war trotz mehrmaliger Anfragen vorerst nicht zu erhalten. (David Krutzler, 14.12.2016)