Bei Gemüse und Obst muss besonders im Winter oft der Griff zu ausländischer Ware erfolgen. Ansonsten aber plädiert die Branche für regionale Angebote: Das sei gut für die Umwelt, das Klima und den österreichischen Arbeitsmarkt, so eine Studie.

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Wien – 21.000 Arbeitsplätze – das entspricht der Zahl der Arbeitslosen in Vorarlberg und im Burgenland zusammen – würden geschaffen, wenn zehn Prozent mehr heimische statt ausländischer Lebensmittel gekauft würden. Dies ist die Kernaussage einer Studie, die von der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) an der Johannes-Kepler-Universität Linz erstellt wurde. Bei dem derzeitigen Gesamtbruttoinlandsprodukt von 340 Milliarden Euro könnte dies das BIP um beachtliche 1,8 Milliarden Euro erhöhen, erläutert Universitätsprofessor Friedrich Schneider, unter dessen Ägide die Studie im Auftrag der Österreichischen Hagelversicherung erstellt wurde. Zusätzlich sind heimische Lebensmittel auch besser für Umwelt und Klima, sagt Kurt Weinberger, Chef der Hagelversicherung.

Mit der Studie, erläutert Jakob Auer, Präsident des Bauernbundes, wolle man die Vorteile einer lokalen Konsumation bewusst machen. Denn die Preissituation in vielen Bereichen – etwa beim Schweinefleisch oder bei der Milch – sei auf der Ebene der Bauern sehr angespannt. Dies sei auf schwierige Exporte und vor allem den Wegfall des russischen Marktes wegen des EU-Handelsembargos zurückzuführen.

Ein teilweiser Verzicht auf ausländische Lebensmittel hätte positive Auswirkungen auf das Einkommen der Landwirte. Diese würden rund rund 850 Millionen Euro mehr verdienen; weitere 950 Millionen Euro könnten in nachgelagerten (Verarbeitungs-) Betrieben sowie durch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge lukriert werden.

Best- statt Billigstbieter

Dabei dürfte es nicht so sehr der Konsument sein, an den der Appell geht. Zwar sei es "Gewohnheit, manchmal schlicht Ignoranz und Faulheit", die zu importierten Lebensmitteln greifen lassen, so Studienautor Stefan Jenewein. Aber das größere Problem seien Großabnehmer. "Es macht keinen Sinn, dass die öffentliche Hand durch hohe gesetzliche Auflagen den Bauern das Leben schwermacht und dann billige Ware aus dem Ausland kauft", sagt Auer. Die im Vorjahr beschlossene Novelle zum Bundesbeschaffungsgesetz, bei dem nun das Prinzip "Best- statt Billigstbieter" gilt, müsse in die Beschaffungspläne des Bundes und der Länder einfließen. Dann würden öffentliche Großküchen in Spitälern, Kindergärten, Schulen, Kasernen oder Pflegeheimen mehr heimische Ware einkaufen. Einige lokale Initiativen gebe es bereits. So einige Wirte in Oberösterreich, die bewusst nur regionale Ware verarbeiten.

Was bei der Initiative ins Bild passt, ist, dass die Lebensmittelimporte seit 2007 stark zugenommen haben und um 50 Prozent auf mehr als neun Milliarden Euro angewachsen sind. Dabei sind vor allem Importe von Fleisch, Getreide und Eiern angestiegen. Dies wird auf das Konsumverhalten des Österreichers zurückgeführt: Dieser sei einerseits extrem preissensitiv, bevorzugt andererseits aber die teuersten Teile von Tieren, sodass Gustostückerln extra eingeführt werden müssen. Auer: "So ein Schwein besteht halt nicht nur aus Lungenbraten." Außerdem gebe es in manchen Bereichen – zum Beispiel bei Geflügel oder bei Eiern – nicht genug österreichisches Angebot, man sei auf Importe angewiesen.

Außerdem sind bekannterweise auch die österreichischen Exporte in den letzten Jahren stark angewachsen, und zwar auf etwa zehn Milliarden Euro. "Das ist ein durch und durch globalisierter Markt", erläutert Weinberger, der sich "als Katastrophenversicherer" vor allem wegen der kürzeren Transportwege für einen solchen "Konsumpatriotismus" starkmacht. (Johanna Ruzicka, 15.12.2016)