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Kairo – Der Anschlag auf eine koptische Kirche in Kairo war nach Angaben von Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi ein Selbstmordanschlag. Die Tat sei von einem 22-Jährigen mit einem Sprengstoffgürtel ausgeführt worden, sagte Sisi während der Trauerfeier für die Opfer am Montag in der ägyptischen Hauptstadt.

Vier Verdächtige seien verhaftet worden. Die drei Männer und eine Frau würden derzeit verhört, sagte Sisi weiter. Zwei weitere Personen seien auf der Flucht.

Papst Tawadros II. verurteilte den Anschlag. "Wer immer dies getan hat gehört nicht zu Ägypten, seiner Geschichte oder seiner Kultur", sagte das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche bei der Trauerfreier in der Kirche der Heiligen Jungfrau Maria. Der Angriff auf die Kirche sei ein Angriff "auf die Nation". Papst Tawadros, der während der Feierlichkeit auch Tränen vergoss, bezeichnete das Attentat vom Sonntag als "Schlag in das Herz Ägyptens".

Nachlässige Sicherheitsvorkehrungen

Die Bombe aus rund zwölf Kilogramm TNT war am Sonntag gegen 10 Uhr Ortszeit (9 Uhr MEZ) in der kleinen Kirche Sankt Peter und Paul explodiert. Diese grenzt an die Sankt-Markus-Kathedrale, Sitz des koptischen Patriarchen. Die meisten Opfer waren Frauen.

Das Attentat fand an einem Sonntag statt, der gleichzeitig der Vortag eines öffentlichen (muslimischen) Feiertages – des Geburtstags des Propheten Mohammed – war. Wegen des großen Andrangs seien laut Berichten von Augenzeugen die Sicherheitsvorkehrungen in der Kirche laxer gewesen als sonst. Nach dem Anschlag forderten empörte Demonstranten den Rücktritt des Innenministers und riefen Parolen gegen die Regierung. Auch am Montag gab es Proteste, 25 Jugendliche wurden daraufhin festgenommen, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Religionsfreiheit Thema während OSZE-Vorsitz

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) verurteilte am Montag in einer Aussendung den "feigen Terroranschlag auf die koptische Kirche in Ägypten" und kündigte an, dass Religionsfreiheit Thema des österreichischen OSZE-Vorsitzes 2017 sein werde. Das Attentat vom Sonntag sei "nur die Spitze des Eisbergs", so Kurz. Auch Fälle staatlicher Diskriminierung würden weltweit zunehmen, beklagte er. Am Montag findet in der Wiener Innenstadt der jährliche Fackelzug gegen Christenverfolgung statt.

Die Kopten sind die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten und machen etwa zehn Prozent der 90 Millionen Einwohner Ägyptens aus. Die Minderheit sieht sich immer wieder gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt. Jihadistengruppen werfen den Kopten in Ägypten vor, den Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi Mitte 2013 unterstützt zu haben. Vertreter der in Ägypten verbotenen Muslimbruderschaft verurteilten allerdings den Anschlag.

Das Attentat in Kairo war der folgenschwerste Angriff auf Kopten seit der Neujahrsnacht 2011. Damals waren bei einem Bombenanschlag auf eine Kirche in der Küstenstadt Alexandria 21 Menschen getötet worden. Die Hintergründe sind bis heute ungeklärt. (APA, 12.12.2016)