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"Weibliche Genitalverstümmelung verursacht unfassbare körperliche Qualen und seelisches Leid bei den betroffenen Mädchen und Frauen", sagt die deutsche Familienministerin Manuela Schwesig (SPD).

Foto: REUTERS/HANNIBAL HANSCHKE

Berlin – Die deutsche Regierung will junge Frauen besser vor Genitalverstümmelung im Ausland schützen. Eine am Freitag vom Kabinett in Berlin beschlossene Gesetzesänderung sieht den Entzug des Passes vor, wenn Mädchen oder Frauen von Deutschland ins Ausland gebracht werden sollen, um sie beschneiden zu lassen.

Die neue Vorschrift im Passgesetz sei "ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung", sagt die deutsche Frauen- und Familienministerin Manuela Schwesig (SPD).

Gegen sogenannte "Ferienbeschneidungen"

Die Regierungskoalition will mit der Gesetzesänderung vor allem gegen sogenannte "Ferienbeschneidungen" vorgehen. Dabei reisen Familien in den Ferien in ihre Herkunftsländer in Afrika, Nahost oder Asien, um dort an den Mädchen eine Genitalverstümmelung vornehmen zu lassen. "Weibliche Genitalverstümmelung verursacht unfassbare körperliche Qualen und seelisches Leid bei den betroffenen Mädchen und Frauen", sagt Schwesig. "Deshalb muss Genitalverstümmelung verhindert werden."

In Deutschland gibt es laut Schätzungen mindestens 30.000 Frauen und Mädchen, die von Genitalverstümmelung betroffen sind. Weitere 5.000 Mädchen seien derzeit gefährdet, berichteten die Funke-Zeitungen unter Berufung auf Nichtregierungsorganisationen.

Verbot in Deutschland

Weibliche Genitalverstümmelungen sind in Deutschland verboten. Nach Neuregelungen in den vergangenen Jahren werden Verstümmelungen der äußeren Genitalien einer Frau mit einer Freiheitsstrafe von nicht unter einem Jahr geahndet. Das deutsche Strafrecht gilt dabei auch für Auslandstaten unabhängig vom Recht des jeweiligen Staates, wenn der/die TäterIn deutsche StaatsbürgerIn ist oder wenn die Tat sich gegen eine Frau richtet, die zur Zeit der Tat ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland hat.

Das deutsche Familienministerium unterstützt ein Forschungsprojekt, in dem erstmals Zahlen betroffener und bedrohter Mädchen und Frauen in Deutschland wissenschaftlich erhoben werden. Die Ergebnisse sollen im Februar 2017 vorliegen. (APA, 12.12.2016)