Bild nicht mehr verfügbar.

Anhänger von Wahlsieger Nana Akufo-Addo feierten eine große Straßenparty.

Foto: REUTERS/Luc Gnago

Plötzlich ist der Lärm auf den Straßen von Ghanas Hauptstadt Accra ohrenbetäubend. Menschen rennen mit Flaggen auf die Straßen und rufen "Nana, Nana, Nana!" Feuerwerkskörper steigen in die Höhe. In dem knapp 27 Millionen Einwohner zählenden Staat ist ein friedlicher Machtwechsel geglückt. Amtsinhaber John Dramani Mahama verfehlte mit 44,4 Prozent deutlich die Mehrheit. Dessen Glückwünsche an Herausforderer Akufo-Addo waren am Freitagabend der Auftakt für eine spontane Straßenparty.

Zu den Feiernden gehört auch der 26-jährige John Mensah. Er klingt schon etwas heiser, als er durch die Oxford Street läuft. "Super, wir haben gewonnen!" Jetzt will er zu Akufo-Addos Wohnhaus weiterziehen, wo sich am Freitagabend eine große Menschenmenge versammelt hatte.

"Völlig unmöglich und verantwortungslos!"

Schon wenige Stunden nach der Wahl am vergangenen Mittwoch hatten sich hochrangige Mitglieder der Neuen Patriotenpartei (NPP) als Sieger präsentiert, wurden aber von der Zivilgesellschaft und Wahlbeobachtern zurückgepfiffen. "Völlig unmöglich und verantwortungslos!", kritisierte auch Koku Anyidoho, Vizechef der bisherigen Regierungspartei Nationaler Demokratiekongress (NDC). Seine Partei wollte lange keine Prognosen abgeben – ein Zeichen dafür, dass ihr die Niederlage vermutlich längst klar war. Mahama, der zuerst Vizepräsident war und nach dem Tod von John Atta Mills 2012 zum Staatschef gewählt wurde, muss nun nach nur einer Amtszeit abtreten.

Mit Nana Akufo-Addo ist jetzt abermals ein politisches Schwergewicht gewählt worden. Auf seiner Homepage schreibt er, das Betty House, Wohnsitz seines Vaters in Accra, sei Hauptquartier der ersten politischen Partei Ghanas gewesen. Sie gründete sich bereits zehn Jahre vor der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1957. Drei der sechs Gründungsväter seien außerdem Verwandte gewesen.

Radikaler Imagewandel

In Ghana galt Akufo-Addo daher früher oft als überheblich; als jemand, der wenig Kontakt zur Bevölkerung hatte und nicht auf sie zugehen konnte. Nachdem er sich 2009 und 2012 nicht als Kandidat durchsetzen konnte, hat er dieses Bild nun offenbar erfolgreich verändert: Das junge Land – 56,8 Prozent der Bewohner sind unter 25 Jahre alt – traut einem 72-Jährigen den Weg aus Wirtschaftskrise und Jugendarbeitslosigkeit zu. John Mensah geht es nicht anders: "Ich bin mir sicher, dass er uns nun Arbeitsplätze bringt." Der künftige Präsident nannte die hohe Jugendarbeitslosigkeit noch vor einigen Monaten eine "tickende Zeitbombe", die er bekämpfen wolle. Beobachter warten nun gespannt darauf, wie er seine Versprechen einlösen wird.

Positiv, so waren sich zahlreiche Wahlbeobachter einig, sei der friedliche und transparente Verlauf gewesen. Johnnie Carson, der die Wahl für das Nationale Demokratieinstitut (NDI) mit Sitz in Washington beobachtet hatte, sagte: "Eine der besten Wahlen, die ich je in Afrika gesehen habe."

Spannungen in Gambia

Ghana hätte der zweite friedliche Machtwechsel in Westafrika innerhalb einer Woche werden können. Doch am Freitag verkündete der abgewählte Präsident von Gambia, Yahya Jammeh, er wolle seine Niederlage vom 1. Dezember nicht anerkennen. Medienberichten zufolge steigt mittlerweile die Anspannung auf den Straßen der Hauptstadt Banjul. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte Jammehs Verhalten. (Katrin Gänsler aus Accra, 12.12.2016)